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Impfungen im betrieblichen Setting

Hintergrund

Entsprechend der Empfehlung der Ständigen Impfkommission und der Verordnung zum Anspruch auf Schutzimpfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 zur Beteiligung der Betriebsärztinnen und -ärzte (Coronavirus-Impfverordnung – CoronaImpfV, 08.02.2021) vom Bundesministerium für Gesundheit thematisiert dieser Beitrag folgende Fragen:

  • Wie ist die generelle Einstellung der Beschäftigten zum Impfen?
  • Welche Gründe sprechen aus Sicht der Beschäftigten für eine Influenza-Impfung?
  • Welche Gründe sprechen aus Sicht der Beschäftigten für eine Influenza-Impfung durch die Betriebsärztin/den Betriebsarzt?
  • Welche Gründe sprechen aus Sicht der Beschäftigten gegen eine Inanspruchnahme der Influenza-Impfung?
  • Wie kann die Inanspruchnahme und die Impfbereitschaft, sich gegen Influenza impfen zu lassen, in einem Betrieb aus Sicht der Beschäftigten gesteigert werden?
  • Wie hoch ist die Bereitschaft, sich mit einem Corona-Impfstoff impfen zu lassen?
  • Informationen zur Studie

    Die Daten der vorliegenden Studie wurden im Rahmen einer Studie zur Influenza-Impfung im betrieblichen Setting bei dem Unternehmen Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG im Herbst 2020 erhoben. Alle volljährigen Beschäftigten bei Boehringer Ingelheim (Standorte Ingelheim und Biberach) wurden im Rahmen einer anonymen Online-Befragung gebeten, den Fragebogen auszufüllen. Es nahmen 7494 Beschäftigte des Unternehmens an der Befragung teil (die Antwortrate betrug 60 %).

    Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation werden im Folgenden erste Ergebnisse der Befragung präsentiert. Sie sind für alle zukünftigen (Influenza-)Impfungen im betrieblichen Setting hilfreich, um die Impfbereitschaft und Impf-Inanspruchnahme von Beschäftigten eines Betriebs zu erhöhen.

    Generelle Einstellung zum Impfen

    Mehr als die Hälfte der Beschäftigten gab an, empfohlene Impfungen in der Regel wahrzunehmen. Lediglich 1 % der Befragten gab an, Impfungen generell abzulehnen (➥ Abb. 1).

    Gründe, die aus Sicht der Beschäftigten für eine Influenza-Impfung sprechen

    Etwa 40 % (n = 2914) der Befragten gaben an, in der Saison 2019/20 gegen Grippe geimpft worden zu sein. Als Impfgrund gaben 93 % dieser Befragten ihren eigenen Gesundheitsschutz an. Weitere 79 % der Befragten nannten darüber hinaus den Schutz des persönlichen Umfelds (Familie und Freunde) und 59 % den
    Schutz des Kollegenkreises als Impfgrund.

    Gründe für die Influenza-Impfung durch die Betriebsärztin/den Betriebsarzt

    Ein Großteil der Geimpften (83 %, n = 2428) gab an, dass die Grippeimpfung durch die Betriebsärztin oder den Betriebsarzt durchgeführt wurde. Weitere 15% (n = 445) gaben die Hausärztin oder den Hausarzt an. Auf die Frage, welche Vorteile die betriebsärztliche Impfung hat, berichteten über 80 % der Befragten, dass eine gute Vereinbarkeit mit dem Beruf sowie die unkomplizierte Terminvergabe vorteilhaft seien
    (➥ Abb. 2).

    Abb. 2:  Gründe für eine Influenza-Impfung durch die Betriebsärztin/den Betriebsarzt (n = 2428), Mehrfachantworten möglich (eigene Darstellung)

    Abb. 2: Gründe für eine Influenza-Impfung durch die Betriebsärztin/den Betriebsarzt (n = 2428), Mehrfachantworten möglich (eigene Darstellung)
    Abb. 3:  Maßnahmen des arbeitsmedizinischen Dienstes, um Influenza-Impfabsicht umzusetzen (n = 6913), Mehrfachantworten möglich (eigene Darstellung)

    Abb. 3: Maßnahmen des arbeitsmedizinischen Dienstes, um Influenza-Impfabsicht umzusetzen (n = 6913), Mehrfachantworten möglich (eigene Darstellung)

    Gründe, die gegen die Inanspruchnahme der Influenza-Impfung sprechen

    Insgesamt 4580 Befragte gaben an, in der letzten Saison nicht gegen Grippe geimpft worden zu sein. Etwa 20 % dieser Personen erklärten dies mit organisatorischen Gründen. Weitere 18 % berichteten, es vergessen beziehungsweise zu spät daran gedacht zu haben und ca. 18 % nannten eine fehlende Notwendigkeit sowie eine schlechte Risiko-Nutzen-Kalkulation.

    Steigerung der Influenza-Impfbereitschaft und Impf-Inanspruchnahme in einem Betrieb

    Bezüglich der organisatorischen Maßnahmen des arbeitsmedizinischen Dienstes gab die Hälfte aller Befragten an, dass ein Erinnerungsschreiben an die dienstliche E-Mail-Adresse sowie ein Terminvorschlag durch den arbeitsmedizinischen Dienst an die dienstliche E-Mail-Adresse sinnvoll sind, um das Vorhaben der Impfung in die Tat umzusetzen. Darüber hinaus gaben ca. 40 % der Befragten an, dass eine Impfstation des arbeitsmedizinischen Dienstes in direkter räumlicher Nähe des Arbeitsplatzes vorteilhaft sei. Einen allgemeinen Aufruf im Betrieb zum Impfen (z. B. mittels Plakaten, Aufstellern) gaben ca. 30 % der Befragten als sinnvoll an (➥ Abb. 3).

    Darüber hinaus können Betriebe diverse Impf-Aktionen durchführen. Auf die Frage hin, welche der folgenden Aktionen sie dazu motivieren würde, sich gegen Grippe impfen zu lassen, gab fast die Hälfte der Befragten an, keine Aktion zu benötigen. Die Unterstützung einer sozialen Aktion (z. B. zur finanziellen Unterstützung eines allgemeinnützigen sozialen Projekts) wurde von 38 % und ein Wertgutschein (z. B. für eine kostenfreie Mahlzeit in der Kantine) von 13 % der Befragten angegeben. Darüber hinaus gaben 3 % (n = 237) andere Aktionen im Rahmen einer Freifeldantwort an. Von diesen bezog sich die Mehrheit auf die Information und Aufklärung der Beschäftigten sowie auf eine gute Organisation der Impfung vor Ort, um die Motivation zur Impfung zu erhöhen. Diese Antwortkategorie wurde von den Befragten auch gewählt, um auf konkrete (soziale/lokale) Projekte zu verweisen. Weitere Aktionen, wie beispielsweise spezielle Team-Events, die Erweiterung des Impfangebots auf Familienangehörige, kleine Goodies (z. B. ein Lolli) oder Freizeitausgleich für Geimpfte wurden hingegen weniger häufig genannt (➥ Abb. 4).

    Bereitschaft zur Corona-Impfung

    Die Beschäftigten wurden im Rahmen der Studie (Herbst 2020) ebenfalls befragt, ob sie sich gegen Corona (COVID-19) impfen ließen, wenn es einen Impfstoff gäbe. Während 10 % der Befragten eine Impfung ablehnten, gaben ca. 60 % an, sich impfen lassen zu wollen. Dies entspricht in etwa den Ergebnissen der COSMO-Befragung (s. „Weitere Infos“). Ein Drittel der Beschäftigten war sich zum Zeitpunkt der Datenerhebung unschlüssig (➥ Abb. 5).

    Abb. 4:  Präferenz der Beschäftigten hinsichtlich Impf-Aktionen des arbeitsmedizinischen Dienstes (n = 7494) (eigene Darstellung)

    Abb. 4: Präferenz der Beschäftigten hinsichtlich Impf-Aktionen des arbeitsmedizinischen Dienstes (n = 7494) (eigene Darstellung)
    Abb. 5:  Bereitschaft, sich gegen Corona (Covid-19) impfen zu lassen (n = 7494, Zeitpunkt der Datenerhebung: Herbst 2020) (eigene Darstellung)

    Abb. 5: Bereitschaft, sich gegen Corona (Covid-19) impfen zu lassen (n = 7494, Zeitpunkt der Datenerhebung: Herbst 2020) (eigene Darstellung)

    Fazit

    Die Durchführung von Impfungen im Setting Betrieb bietet, unter anderem aufgrund der guten Vereinbarkeit mit dem Beruf, die Chance, die Impfstrategie der Bundesregierung im Rahmen der laufenden Corona-Impfungen zu unterstützen. Die Daten der vorliegenden Impf-Studie zeigen, dass die Durchführung spezieller Impf-Aktionen die Motivation von Beschäftigten, sich impfen zu lassen, steigern kann, jedoch nicht ausschlaggebend ist. Darüber hinaus scheinen die Organisation der Impfung sowie die Information und Aufklärung der Belegschaft eine große Rolle zu spielen. Auch bedarf die aktuelle Homeoffice-Regelung mehr Aufmerksamkeit, um eine gute Organisation der Impfung durch den Betrieb zu gewährleisten.

    Bei den Befragten der vorliegenden Studie war sich ein Drittel der Befragten bezüglich einer Corona-Impfung unsicher und nur 1% der Befragten lehnte Impfungen generell ab. Diese Ergebnisse verdeutlichen den hohen Informations- und Aufklärungsbedarf der Menschen (Bendau et al. 2021). Es ist davon auszugehen, dass die momentane und tägliche Konfrontation mit der Corona-Pandemie und diverser Corona-Impfstoffe sowie ihrer Nebenwirkungen zur Unsicherheit führt (Janssens et al. 2021). Aufklärung und Information sind grundsätzlich die zentralen Elemente, um allen Menschen die informierte Einwilligung in eine Impfung zu ermöglichen.

    Interessenkonflikt: Das Autorenteam gibt an, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.

    Literatur

    Bendau A, Plag J, Petzold MB, Ströhle A: COVID-19 vaccine hesitancy and related fears and anxiety. Int Immunopharmacol 2021; 97: 107724.

    Janssens U, Kluge S, Marx G, Hermes C, Salzberger B, Karagiannidis C: Einstellung zur Impfung gegen SARS-CoV-2 : Umfrage unter Mitarbeitenden in Krankenhäusern vor und nach Beginn der Impfungen in den deutschen Krankenhäusern. Med Klein Intensivmed Notfallmed 2021; 116: 421–430.

    Weitere Infos

    COSMO (2021): COVID-19 Snapshot Monitoring. Ergebnisse aus dem wiederholten querschnittlichen Monitoring von Wissen, Risikowahrnehmung, Schutzverhalten und Vertrauen während des aktuellen COVID-19 Ausbruchsgeschehens. Gemeinschaftsprojekt von Universität Erfurt, Robert Koch Institut, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Leibniz-Institut für Psychologie, Science Media Center, Bernhard Nocht Institut für Tropenmedizin und Yale Institute for Global Health
    https://projekte.uni-erfurt.de/cosmo2020/web/topic/impfung/10-impfungen…

    Koautorenteam

    An der Erstellung des Beitrags beteiligt waren Dr. rer. soc. Kathrin Bogner, M.Sc., und Prof. Dr. med. Dirk-Matthias Rose, Institut für Lehrergesundheit am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universitätsmedizin der ­Johannes Gutenberg-Universität Mainz, sowie Dr. Michael Schneider, Leitender Betriebsarzt Boehringer Ingelheim.

    Kontakt

    Elisabeth Diehl, ­Dipl.-Soz., M.Sc.
    Institut für Lehrergesundheit am Institut für Arbeits-, ­Sozial- und Umweltmedizin; Universitätsmedizin der ­Johannes Gutenberg-Universität Mainz; Kupferbergterrasse 17–19; 55116 Mainz

    Foto: Thomas Böhm

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