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Zusatzqualifizierung zu Künstlicher Intelligenz für unterschiedliche Zielgruppen

Produktive Arbeitsgestaltung mit KI

Was ist Künstliche Intelligenz?

Die Antworten auf diese Frage sind oft nicht eindeutig. Gemeinhin können unter KI vor allem Maschinen oder (Software-)Systeme verstanden werden, die nach der Methode des maschinellen Lernens entwickelt wurden (Terstegen 2019). Diese führen Berechnungsschritte selbstständig und ohne explizite Programmierung eines konkreten Lösungswegs durch. Somit können die Verfahren und Algorithmen aus Beispieldaten lernen und Modelle entwickeln, die dann auch auf neue, zuvor noch nicht bekannte Daten angewendet werden können. Demzufolge beschreibt KI eine Gruppe von Informatikanwendungen, deren Ziel es ist, basierend auf mathematischen und technischen Mustern, wie speziellen Programmiersprachen oder Algorithmen, eigenständig zu agieren (Offensive Mittelstand 2019). Dazu sind in unterschiedlichen Anteilen bestimmte Kernfunktionen notwendig, wie Informationen und Daten erfassen (wahrnehmen), interpretieren (verstehen), autonom zielgerichtet agieren und Prozesse steuern (handeln) sowie das Handeln optimieren (lernen).

Aufgrund der Besonderheit, dass KI eine Technologie ist, die eigenständig lernen und handeln kann, haben sich in diesem Zusammenhang die Begriffe „wahrnehmen“, „verstehen“, „handeln“ und „lernen“ (s. oben) etabliert. KI-Systeme können daher Handlungsträgerschaft übernehmen. So können beispielsweise mithilfe einer KI Autos eigenständig fahren, Maschinenanlagen nach Kundenwünschen gesteuert, Arbeitsanweisungen gegeben, Personen individuell informiert oder Prozessabläufe ergonomisch gestaltet werden. Die operative Handlungsträgerschaft eines KI-Systems ist jeweils beschränkt auf den Bereich, für den es programmiert wurde, wie beispielsweise die Steuerung eines Fahrzeugs.

Der rasante Fortschritt bei der Entwicklung dieser Technologie resultierte in den vergangenen Jahren in einer Vielzahl an KI-Anwendungen in Industrieunternehmen, zum Beispiel in der vorausschauenden Analyse, Qualitätskontrolle, in digitalen Assistenzsystemen, im Wissensmanagement, in der Robotik, intelligenter Automatisierung und vielen weiteren. KI ist mittlerweile in der Lage, auch kognitiv anspruchsvolle Aufgaben des Menschen zu übernehmen.

Viele Fachleute aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft sehen unbestritten in der KI eine neue Basistechnologie, die ähnliche Auswirkungen auf die Arbeitswelt haben wird wie einst die Dampfmaschine oder der Computer. KI eröffnet neue Chancen und Möglichkeiten in Arbeits- und Lebenswelten. Damit können allerdings auch große Abhängigkeiten und Risiken verbunden sein. Denn die neue Basistechnologie KI unterscheidet sich grundsätzlich von alten Basistechnologien wie der Dampfmaschine oder dem Computer: Während der mit Computern verbundene Wandel sichtbar und spürbar war, weil der Rechner allgegenwärtig im Büro oder am Arbeitsplatz zu sehen war und neue Formen der Arbeit (die Wissensarbeit) hervorbrachte, ist die KI nicht zu sehen. Sie vollführt ihre Arbeit unsichtbar eingebettet in technischen Methoden und Geräten. Dies erschwert den Zugang zu dieser neuen Technologie und beeinträchtigt das einfache Verständnis, wie KI funktioniert und wie KI menschengerecht und produktiv gestaltet werden kann.

KI ist bereits Teil der heutigen ­Arbeits- und Lebenswelten

Still und leise haben sich KI-Anwendungen im Privatleben, im Arbeitsalltag und in Unternehmen etabliert. Die Frage ist nicht mehr, ob KI angewendet wird, sondern wie dies geschieht. Alle nutzen bereits selbstverständlich wesentliche Elemente der KI. Zum Beispiel im Bereich Social Media. Die Menschen selbst geben Daten bei den entsprechenden Plattformen ein, mit denen deren Betreiber ihr Geschäftsmodell realisieren: Aus wenigen personenbezogenen Daten kann KI komplexe Persönlichkeitsprofile erstellen, die sich aus Texteintragungen, Sprachnachrichten, Fotos, Kaufverhalten oder Bewegungsdaten der Nutzenden zusammensetzen.

Das Potenzial der KI liegt darin, große Mengen von Daten aus verschiedenen Quellen zu berücksichtigen und sich schnell und präzise an sich verändernde Datenbestände anzupassen. Entsprechend sollte KI als Technologie oder als Werkzeug verstanden werden, das der Gesellschaft zur Verfügung steht, wie Autos, Gebäude oder Arbeitsmittel. Um den Begriff KI zu entmystifizieren, sollte bekannt sein, wie KI funktioniert und welche Algorithmen nicht immer direkt erkennbar eingebettet in technischen Methoden und Geräten ablaufen. Sinnvollerweise sollten Kriterien definiert werden, um einschätzen zu können, welche Chancen und Risiken mit KI verbunden sind.

Die wesentlichen Elemente, die Teil jeder KI sind, heißen: Daten, Algorithmen und Aktion. Für die Anwendung von KI werden zunächst Daten gesammelt, zum Beispiel, indem sie von Menschen eingegeben oder über Sensoren, die Bestandteile von Maschinen, Fahrzeugen, Werkstücken oder Gebäuden sind, erfasst werden. Die gesammelten Daten werden über das Internet auf Plattformen und in Clouds gesammelt. Diese Datenmengen werden durch spezielle KI-Software mithilfe lernender Algorithmen für festgelegte Aufgaben ausgewertet. Dabei lernt und handelt die Software eigenständig im Rahmen der programmierten Randbedingungen. Die KI-Software steuert dann Handlungen und Prozesse, wie beispielsweise die Bedienung von Arbeitsmitteln, die Organisation von Prozessen oder das Profiling für Werbemaßnahmen. Dabei lernt die KI aus Fehlern und Problemen, indem sie Daten sammelt, analysiert und eigenständig korrigiert. Diese Eigenständigkeit wird oft mit dem Begriff „autonom“ bezeichnet.

Stärken der KI

Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass KI keine menschlichen Fähigkeiten entwickelt. KI erfüllt heute spezialisierte Aufgaben, indem sie mithilfe großer Rechenkapazitäten Datenmengen verarbeitet, die Menschen in vertretbarer Zeit unmöglich bearbeiten könnten. KI erkennt Muster und Zusammenhänge, die der Mensch nicht erfassen kann. Diese digitalen Werkzeuge können in ihrem Spezialgebiet bestimmte menschliche Fähigkeiten übertreffen, berücksichtigen aber immer nur diejenigen Teilaspekte der Wirklichkeit, für die sie programmiert wurden.

KI bietet dennoch viele Möglichkeiten, Beschäftigte bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Beispielsweise können diese durch bedarfsgerechte Informationen bei der kompetenten Erfüllung ihrer Aufgaben unterstützt werden. Bei Tätigkeiten aus dem Bereich der Wissensarbeit kann KI den Menschen von anstrengenden oder Monotonie erzeugenden Routinetätigkeiten entlasten. Oder KI kommt in smarter Sensortechnik zum Einsatz und kann bei der Prozessüberwachung die menschlichen Sinnesleistungen übertreffen. Unter ökonomischem Blickwinkel ermöglicht KI, massenhaft verfügbare Daten für die wirtschaftliche Verwertung zu erschließen. Ob die Stärken der KI unternehmerisch ausgeschöpft werden, hängt oftmals sehr stark davon ab, ob die Unternehmen mit ihren Beschäftigten die KI planvoll und systematisch gestalten.

Bedeutung der KI für Unternehmen

Vielen mittelständischen Unternehmen fehlt derzeit noch der konkrete Zugang zur KI. Laut einer Umfrage (Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) 2018, s. „Weitere Infos“) lag der Anteil von Firmen, die diese Technologie anwendeten, bei rund fünf Prozent. Die wesentlichen Hemmnisse für die breite Nutzung von KI stellen laut der Studie Probleme der Datensicherheit und des Datenschutzes, Unsicherheit über die Finanzierung von Investitionen in KI, der Mangel an IT- und speziell KI-Fachpersonal sowie Unkenntnis darüber, wie KI im eigenen Unternehmen sinnvoll genutzt werden kann.

Ein Jahr später hatten lediglich 16 Prozent der in einer Studie befragten Unternehmen eine konkrete KI-Anwendung im Einsatz (Fraunhofer-IAO 2019). Als Hindernisse für die Einführung von KI im Unternehmen wurde angeführt, dass sowohl entsprechende Kompetenzen im Unternehmen als auch maßgeschneiderte KI-Lösungen fehlen und hohe Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit die Einführung von KI erschweren würden.

Die Unternehmen, die gegenüber KI aufgeschlossen sind, sehen allerdings erhebliche Potenziale hinsichtlich der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, der Flexibilität der Arbeit sowie der Produktqualität und Effizienz. Dies bestätigte eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung, derzufolge der KI-Einsatz mit Marktneuheiten verbunden ist und den Unternehmen wirtschaftliche Vorteile bringen kann (Rammer 2020, s. „Weitere Infos“).

Wissen und Kompetenzen für eine produktive und menschengerechte Gestaltung von KI

Auch wenn KI technisch definiert und erklärt werden kann (s. oben), sind sich selbst Fachleute uneins, an welchen Stellen und in welchem Maße KI Arbeit und Leben beeinflussen wird. Um dies als Beschäftigte, Unternehmen oder Mitarbeitendenvertretung zumindest annähernd für den jeweiligen Verantwortungsbereich innerhalb des Betriebs beantworten zu können, sollten Kriterien bekannt sein, um

  • die Entwicklungen, die mit KI zusammenhängen, erkennen zu können,
  • ihre Chancen und Risiken wahrnehmen zu können und
  • sie menschengerecht und produktiv in Unternehmen nutzen zu können.
  • Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen bereits viele Schulungs- und Beratungsangebote zur Verfügung, die sie dabei unterstützen, die Möglichkeiten von KI fachkundig für ihre Zwecke bewerten und anwenden zu können. Die Angebote konzentrieren sich allerdings mehrheitlich auf technische Fragen der KI. Daher bleibt eine Lücke bestehen: Unternehmen und ihren Beschäftigten fällt es meist schwer, sinnvolle KI-Anwendungen für ihre Wertschöpfung zu erkennen, strategisch zu bewerten sowie sie produktiv und menschengerecht zu gestalten und zu nutzen.

    Das Projekt en[Al]ble (s. auch Infokasten) möchte diese Lücke durch ein ergänzendes Angebot schließen. Durch eine auf die Bedarfe des Mittelstands abgestimmte KI-Zusatzqualifizierung sollen Führungskräfte, Beschäftigte und Betriebsräte in KMU sowie Beraterinnen und Berater gezielt dazu befähigt werden, KI-Anwendungen realistisch einzuschätzen und eine für alle Seiten gewinnbringende KI-Nutzung zu ermöglichen. Diese KI-Zusatzqualifizierung wird das bestehende Domänenwissen um KI-Kompetenzen ergänzen. Als Domänenwissen werden hier die vorhandenen Kompetenzen sowie das Fachwissen der Zielgruppen bezeichnet.

    Diese KI-Zusatzqualifizierung wird im Rahmen eines INQA-Lern- und Experimentierraums von einem interdisziplinär aufgestellten Projektverbund unter Beteiligung von Praxispartnern als Modell entwickelt und erprobt. Sie soll neben einem technischen Grundverständnis von KI und ihrer maschinellen Anwendung vor allem Kompetenzen zur ganzheitlichen Arbeits- und Organisationsgestaltung vermitteln. Ziel ist es, die qualifizierten Persnen zu befähigen, in diesem KI-bedingten Veränderungsprozess produktiv und präventiv zu agieren sowie mithilfe eines personalorientierten Einsatzes alle relevanten Kompetenzen und sozialen Innovationen für die KI-Integration partizipativ zu nutzen.

    Qualifizierung und Begleitung – wichtige Voraussetzungen für KI in den Unternehmen

    Das en[AI]ble-Projektteam hat zunächst verschiedene Zielgruppen interviewt, um die Unterstützungsbedarfe für eine KI-Qualifizierung zu ermitteln. Befragt wurden Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Führungskräfte aus kleinen und mittleren Unternehmen sowie Betriebsräte und Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden, Institutionen und Organisationen, die entweder sich selbst qualifizieren möchten oder die Qualifizierung als Multiplikatoren anbieten wollen. Die Interviewergebnisse sind zwar nicht repräsentativ für alle KMU in Deutschland, bieten aber einen guten und breiten Einblick in den Stellenwert von KI in Unternehmen.

    Eine zentrale Erkenntnis der Gespräche mit Führungskräften und Beschäftigten aus Unternehmen, Betriebsräten sowie mit den Personen aus intermediären Organisationen war, dass alle der Ansicht sind, dass sie sich selbst in ihrem Handlungsfeld KI-Kompetenzen aneignen müssen. Das Thema KI ist in den befragten Unternehmen angekommen. Ein dezidierter Zugang zur systematischen Nutzung von KI fehlt aber noch. Führungskräfte und Beschäftigte stehen den Verbesserungspotenzialen von KI zwar aufgeschlossen gegenüber, im Konkreten herrscht jedoch Unsicherheit über die Wirtschaftlichkeit von Investitionen in KI-Anwendungen. Als notwendig wird die Kompetenzentwicklung bei Führungskräften und Beschäftigten gesehen, sowohl was die Beherrschung der neuen Technologie als auch den Umgang mit Daten betrifft. Als ein mögliches Problem wird die Akzeptanz bei den Beschäftigten und deren Sorgen vor Arbeitsplatzverlust und Leistungskontrollen gesehen.

    Die Erwartungen der Unternehmen an qualifizierte Unterstützung sind breit gefächert: Erwartet werden sowohl grundlegende technische Kenntnisse über KI, kombiniert mit ausgereiften Sozial- und Selbstkompetenzen. Allgemein erfolgreich wären beratende oder unterstützende Personen – dies können sowohl Beschäftigte des Unternehmens oder externe Beratende sein –, wenn sie Ängste nehmen, den Nutzen aufzeigen, Auswirkungen der KI auf das Unternehmen und seine Prozesse abschätzen und dies mit einfachen Worten der Unternehmensleitung oder den verantwortlichen betrieblichen Akteurinnen und Akteuren gegenüber präsentieren und erläutern würden. Gleichwohl sollte darauf hingewiesen werden, dass solche Profile in Unternehmen meist nur schwer zu finden sind. Letztendlich sind die wesentlichen Erwartungen an eine Person, die ein Unternehmen bei der Einführung, Umsetzung und Nutzung von KI begleitet, dass sie

  • als Prozessbegleitung dem Unternehmen und den betrieblichen Akteurinnen und Akteuren zur Verfügung steht,
  • Potenziale der KI-Technologie kennt und spezifisch bezogen auf das Unternehmen oder zumindest die Branche des Unternehmens einschätzen kann,
  • über die Kompetenz sowie auch Erfahrungen verfügt, wie dem Unternehmen und den Beschäftigten Orientierung geboten werden kann, wie beide am KI-Gestaltungsprozess beteiligt werden können und wie letztendlich Akzeptanz für den Einsatz der KI im Unternehmen erzeugt werden kann.
  • Gesundheit – Ein wichtiges Kriterium der Arbeitsgestaltung mit KI

    Die digitale Transformation mit KI-Technologien verändert grundlegend die Arbeitsbedingungen für Führungskräfte und Beschäftigte in Unternehmen. Dies betrifft nicht nur die Arbeitsmittel und Arbeitsprozesse, sondern hat auch Auswirkungen auf alle Unternehmensbereiche – von der Strategie über die Arbeitsorganisation, die Führung bis hin zu gesundheitsförderlichen Arbeitsbedingungen. Die Veränderungen durch KI eröffnen Unternehmen die Chance, Arbeitsbedingungen produktiver und gesundheitsförderlicher zu gestalten. Wer KI in allen Anwendungsbereichen nutzt, hat vielfältige Möglichkeiten, um Gesundheit, Zufriedenheit und Motivation seiner Führungskräfte und Beschäftigten zu verbessern und damit Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Ohne eine entsprechende Gestaltung der KI können aber zusätzliche Gefährdungen und Belastungen entstehen.

    Wenn von vornherein Aspekte der gesundheitsgerechten Gestaltung der KI berücksichtigt werden, bieten sich unter anderem Chancen für die Unternehmen, indem zum Beispiel Führungskräfte und Beschäftigte von Routineaufgaben entlastet werden und produktiver arbeiten können. Ferner können psychische und physische Anforderungen optimiert oder reduziert (zum Beispiel durch digitale KI-Assistenzsysteme, intelligente Roboter) sowie Daten echtzeitnah für bedarfsgerechte Maßnahmen genutzt werden (Offensive Mittelstand 2019).

    Neue Formen potenziell beeinträchtigender Belastungsfaktoren durch KI sind unter anderem der Umgang mit Komplexität und geringere Handlungsspielräume durch standardisierte Prozesse. In diesem Zusammenhang kann die Möglichkeit bestehen, dass die Potenziale KI-unterstützter Assistenzsysteme und intelligenter Arbeitsmittel für eine psychische und physische Entlastung nicht genutzt werden.

    Für die vom en[AI]ble-Projektteam befragten Unternehmen hat das Thema Gesundheit im Betrieb einen hohen Stellenwert und sie messen einer dementsprechend konzipierten KI-Qualifizierung eine hohe Bedeutung bei. Beim betrieblichen Gesundheitsmanagement sind Unternehmen bereits sehr aktiv. KI soll so gestaltet und eingesetzt werden, dass die Software unter anderem entlastend wirkt, indem Führungskräften und Beschäftigten beispielsweise aufwändiges Suchen nach Information und Daten durch eine KI abgenommen wird. Bereits bei der Einführung von KI-Systemen ist für die Unternehmen die Gesundheit der Beschäftigten relevant. Im Sinne der Fürsorgepflicht ist vielen Unternehmen daher wichtig, dass die psychischen Zustände der Beschäftigten, die sich durch neue Technologie wie KI überfordert fühlen, beobachtet und beim Einführungsprozess berücksichtigt werden.

    KI-Zusatzqualifizierung – für eine produktive und menschengerechte Arbeitsgestaltung

    Auf Basis der erhobenen Bedarfe und Anforderungen an KI-Wissen und KI-Kompetenzen sowie umfassender Recherchen und Auswertungen von Fachliteratur und der Analyse bestehender Qualifizierungsangebote zur KI-Unterstützung entwickelt die en[AI]ble-Projektgruppe derzeit eine KI-Zusatzqualifizierung. Zielgruppen sind Beschäftigte, Führungskräfte und Betriebsräte aus Unternehmen, die ihre Kompetenzen um KI-Kompetenzen erweitern wollen, sowie Personen in intermediären Organisationen, die kleine und mittlere Betriebe und Betriebsräte beraten und betreuen.

    Mit der KI-Zusatzqualifizierung sollen grundlegende Kompetenzen für Kriterien zur produktiven und gesundheitsgerechten Gestaltung von KI-Anwendungen vermittelt werden. Diese Kompetenzen sollen in das jeweils bestehende Domänenwissen der Zielgruppen integriert werden, so dass diese das Thema KI berücksichtigen und in ihre bisherigen Aufgaben aufnehmen können.

    Nach der ersten Grobkonzeption werden in der KI-Zusatzqualifizierung folgende Themen behandelt:

  • KI-Identifikation und Bewertung: grundlegende technische KI-Zusammenhänge, Chancen und Risiken, grundlegende Kriterien zur KI-Bewertung.
  • KI in betrieblichen, soziotechnischen Prozessen: Anwendungsbereiche, Kriterien zur Arbeitsgestaltung von KI-Systemen, Kriterien zur Einführung und zum Betrieb von KI-Systemen.
  • Zielgruppenspezifisches KI-Wissen für Führungskräfte und Beschäftigte, Betriebsräte sowie Beraterinnen und Berater.
  • Informationen zu bestehenden Praxishilfen, Supportstrukturen, Fördermitteln und Netzwerken.
  • Die KI-Zusatzqualifizierung soll Akteurinnen und Akteure in kleinen und mittleren Unternehmen, Betriebsräte und Beratende von intermediären Organisationen unterstützen, das Thema KI in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Sie soll somit einen Beitrag dazu leisten, dass die Realwirtschaft des Mittelstands in Deutschland die KI-Technologie wirkungsvoll und menschengerecht gestaltet und einsetzt.▪

    Interessenkonflikt: Beide Autoren erklären, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.

    Literatur

    Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO): Studie zum Einsatz Künstlicher Intelligenz in Unternehmen. Präsentation der Gesamtergebnisse. März 2019. Stuttgart, 2019.

    Offensive Mittelstand: Umsetzungshilfen Arbeit 4.0. Heidelberg: Offensive Mittelstand, 2019.

    Terstegen S: Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt. Leistung & Entgelt 2019; (2): 3–45.

    doi:10.17147/asu-1-161062

    Weitere Infos

    Aktuelle Informationen über das Projekt en[AI]ble
    https://www.arbeitswissenschaft.net/enaible

    Ausführliche Informationen sowie die Anforderungen der Unternehmenspraxis an KI-Kompetenzen (kostenfreie Praxisbroschüre des Projekts)
    https://www.arbeitswissenschaft.net/enaible-broschuere

    BMWi: Monitoring-Report Wirtschaft DIGITAL 2018
    www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Digitale-Welt/monitoring-report-…

    Rammer C: Auf künstliche Intelligenz kommt es an – Beitrag von KI zur Innovationsleistung und Perfomance der deutschen Wirtschaft. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), 2020
    www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Technologie/auf-kuenstliche-inte…

    Kernaussagen

  • Künstliche Intelligenz (KI) sind Maschinen oder (Software-)Systeme, die Berechnungsschritte selbstständig und ohne explizite Programmierung eines konkreten Lösungswegs durchführen und auf diese Weise Informationen und Daten erfassen (wahrnehmen), interpretieren (verstehen), autonom zielgerichtet agieren und Prozesse steuern (handeln) sowie das Handeln optimieren (lernen) können.
  • KI bietet viele Möglichkeiten, Beschäftigte bei ihrer Arbeit zu unterstützen, beispielsweise durch Bereitstellung bedarfsgerechter Informationen bei der Aufgabenerfüllung oder durch Entlastung bei anstrengenden Routinetätigkeiten.
  • Um die Entwicklungen, die mit dieser Technologie zusammenhängen, erkennen, ihre Chancen und Risiken wahrnehmen und sie menschengerecht und produktiv in Unternehmen gestalten und nutzen zu können, müssen die entsprechenden Gestaltungskriterien bekannt sein.
  • Betrieblichen Akteurinnen und Akteuren, die für die KI-Entwicklung im Unternehmen verantwortlich sind oder diese begleiten, muss spezielles Wissen und spezielle Kompetenz aus dem Bereich der Arbeitsgestaltung vermittelt werden, die über die derzeit bestehenden und überwiegend technisch orientierten Schulungs- und Beratungsangebote nicht abgedeckt werden.
  • Info

    Das Projekt en[AI]ble wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) im Rahmen der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) gefördert und durch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) fachlich begleitet. Projektträger ist die Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung mbH (gsub). Laufzeit des Projekts: September 2020 bis September 2023. Fördernummer: EXP.01.00008.20.

    Koautor

    An der Erstellung des Beitrags beteiligt war Dr. rer. pol. Stephan Sandrock, ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e.V., Düsseldorf

    Kontakt

    Dipl.-Ing. Sebastian Terstegen
    ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V.; Uerdinger Straße 56; 40474 Düsseldorf

    Foto: ifaa

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