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– Folge 3 – Mobiles Arbeiten

Aktuelles aus dem Arbeits- und ­Gesundheitsschutz

Das PDF dient ausschließlich dem persönlichen Gebrauch! - Weitergehende Rechte bitte anfragen unter: nutzungsrechte@asu-arbeitsmedizin.com.

– Folge 3 –

Einleitung

Ein Kongress greift aktuelle Themen auf und ist eine wichtige Momentaufnahme und Austauschplattform. Der im Oktober 2022 in Stuttgart stattgefundene Kongress der Fachvereinigung Arbeitssicherheit1 im Rahmen der Arbeitsschutz Aktuell ist ein gutes Beispiel dafür. Hier wurden aktuelle Schlüsselthemen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes angesprochen. Es zeigte sich, dass der Arbeits- und Gesundheitsschutz bei allen Themen umfassend betrachtet werden muss, die Ursachen vielschichtig sein können und Lösungen in die allgemeinen Abläufe integriert werden müssen. Für die Erreichung des Schutzziels ist es wesentlich, dass bei den Beteiligten eine Akzeptanz bei der Vorgehensweise besteht. Dadurch gewinnt der Arbeits- und Gesundheitsschutz weiter an Bedeutung und kann dazu beitragen, die Bindung der Beteiligten an das Unternehmen zu stärken. Dies ist bei dem heutigen Arbeitsmarkt ein nicht zu unterschätzender Benefit.

Wir möchten Ihnen einige der auf dem Kongress angesprochenen Themen in einer ASU-Serie in loser Reihenfolge vorstellen. Wo möglich verbinden wir diese mit weiteren aktuellen Aspekten und möchten zur interdisziplinären Diskussion anregen.

Der Beitrag von Torsten Opitz stellt unter anderem mögliche Formen der Arbeitsplatzgestaltung bei mobiler Arbeit vor.

Mobile Arbeit als Teil von New Work

News from Occupational Health and Safety (Part 3): Mobile Work as Part of New Work

Die moderne Arbeitswelt und mobile Arbeit

Zunächst stellte sich die Frage, welchen Anteil mobiles Arbeiten am Konzept New Work künftig haben kann. New Work bezieht sich auf neue Ansätze und Konzepte für die Arbeit, die den Bedürfnissen der modernen Arbeitswelt gerecht werden und die Personalzufriedenheit, Motivation und Produktivität verbessern sollen. Ziel ist eine Arbeitskultur, die auf den Werten von Selbstbestimmung, Eigenverantwortung, Vernetzung, Zusammenarbeit und Flexibilität basiert. Aspekte, die sich bei der Generation Z (Jahrgänge zwischen 1995 und 2010) gegenüber der Generation Y (sog. „Millenials“ der Jahrgänge 1980 bis 1994) verstärkt haben (vgl. Recruiting Trends 2022) und damit zunehmend in den Fokus der Personalgewinnung und -entwicklung in Unternehmen rücken sollten.

Mobile Arbeit ermöglicht den Mitarbeitenden eine höhere Flexibilität und Auto­nomie bei der Wahl von Arbeitsort und Arbeitszeit. Es ermöglicht auch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und kann die Qualität der Arbeitsergebnisse steigern. Insgesamt hat mobile Arbeit also einen großen Anteil an der Umsetzung von New Work-Konzepten und ist zu einem wichtigen Trend in der modernen Arbeitswelt geworden. Unternehmen, die mobile Arbeit unterstützen und ermöglichen, können von den Vorteilen profitieren, die eine flexiblere Arbeitsumgebung bietet, und damit die Personalzufriedenheit, Motivation und Produktivität steigern.

Chancen mobiler Arbeit

Mobile Arbeit bringt eine Vielzahl von Chancen mit sich, die sich positiv auf die Beschäftigten und die Unternehmen auswirken können:

  • Flexibilität: Mobile Arbeit ermöglicht den Mitarbeitenden eine höhere Flexibilität bei der Gestaltung ihrer Arbeit und ihres Arbeitsplatzes. Sie können von jedem Ort aus arbeiten und ihre Arbeit an ihre persönlichen Bedürfnisse und Lebensumstände anpassen.
  • Erhöhte Produktivität: Mobile Arbeit kann die Produktivität des Personals erhöhen, da die Möglichkeit besteht, die Arbeitsumgebung den jeweiligen Bedürfnissen anzupassen und die Arbeit in einem Umfeld zu erledigen, das die Beschäftigten als optimal empfinden.
  • Einsparungen: Mobile Arbeit kann sowohl für die Beschäftigten als auch für die Unternehmen Einsparungen bringen. Mitarbeitende sparen durch den Wegfall von Pendelzeiten Zeit und Geld, während Unternehmen durch reduzierte Büro- und Infrastrukturkosten (insbesondere Verbrauchskosten oder Mietausgaben) sparen können.
  • Bessere Work-Life-Balance: Mobile Arbeit ermöglicht es den Mitarbeitenden, Arbeit und Privatleben besser miteinander zu vereinbaren und ihre Zeit flexibler zu gestalten. Dadurch können sie ihr Leben besser organisieren und stressfreier arbeiten.
  • Portfolio von potenziellen Mitarbeitenden wächst: Durch mobile Arbeit sind Unternehmen nicht mehr auf lokale Arbeitskräfte beschränkt, sondern können Personal „aus der ganzen Welt“ einstellen.
  • Umweltfreundlichkeit und Ressourceneinsatz: Durch die Reduktion von Pendelverkehr sowie Parkplatz- und Bürokapazitäten kann mobile Arbeit dazu beitragen, den Kohlenstoffausstoß zu reduzieren und somit einen Beitrag zum Umweltschutz leisten.
  • Insgesamt bietet mobile Arbeit also eine Vielzahl von Chancen und Vorteilen für Beschäftigte und Unternehmen, insbesondere in Zeiten, in denen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zu immer wichtigeren Faktoren in der Arbeitswelt werden.

    Risiken mobiler Arbeit

    Mobile Arbeit, insbesondere die Arbeit von zu Hause vom sogenannten Homeoffice aus oder an anderen Orten außerhalb der klassischen Büroumgebung, kann allerdings auch negative Belastungen bewirken beziehungsweise verstärken:

  • Isolation und Einsamkeit: Mobile Arbeit kann dazu führen, dass Mitarbeitende sich isoliert und einsam fühlen, da sie nicht mehr in einer Arbeitsumgebung mit Kolleginnen und Kollegen zusammenarbeiten und soziale Interaktionen fehlen.
  • Schwierigkeiten bei der Kommunikation: Die Kommunikation kann gestört werden, wenn Beschäftigte nicht mehr im selben physischen Raum arbeiten. Die Abstimmung kann länger dauern und Missverständnisse können entstehen, da die nonverbale Kommunikation fehlt.
    Auch das klassische „Teeküchengespräch“ zur Lösungsfindung findet unter diesen Umständen seltener statt.
  • Probleme mit der Work-Life-Balance: Wenn Arbeit und Privatleben an demselben Ort stattfinden, kann es schwieriger sein, eine Trennung zwischen Arbeit und Freizeit herzustellen. Mitarbeitende können dazu neigen, länger zu arbeiten und sich schwerer abzugrenzen.
  • Technische Herausforderungen: Mobile Arbeit erfordert oft den Einsatz von Werkzeugen wie Videokonferenzen und Cloud-Diensten. Probleme mit der Internetverbindung oder mit der Ausstattung selbst können zu Frustration und Verzögerungen führen.
  • Ergonomische Belastungen: Wenn Beschäftigte nicht über eine geeignete Arbeitsumgebung verfügen, können ergonomische Probleme wie Rückenschmerzen und Augenbelastungen auf­treten.
  • Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung von sozialen Verbindungen: Remote-Arbeitende können Schwierigkeiten haben, Beziehungen zum Kollegenkreis und den Vorgesetzten aufrechtzuerhalten, was zu einem Mangel an Unterstützung und Mentoring führen kann.
  • Die genannten Belastungen können sich auf die Produktivität, die Arbeitszufriedenheit und die psychische Gesundheit von Beschäftigten auswirken. Es ist wichtig, dass Unternehmen diese Herausforderungen erkennen und Maßnahmen ergreifen, um ihre Mitarbeitenden zu unterstützen, wenn sie mobil arbeiten. Die ergonomischen Aspekte sind bei mobiler Arbeit besonders wichtig, da Beschäftigte nicht notwendigerweise anpassbare Arbeitsplätze haben und möglicherweise längere Zeiträume in unbequemen und gegebenenfalls gesundheitsgefährdenden Arbeitshaltungen verharren.

    Durch die Berücksichtigung der in der Checkliste genannten Aspekte können Beschäftigte mögliche Beschwerden reduzieren sowie ihre Gesundheit und Wohlbefinden fördern, während Unternehmen von einer höheren Produktivität und geringeren Krankenständen profitieren können.

    Interessenkonflikt: Der Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.

    doi:10.17147/asu-1-323989

    Weitere Infos

    ASR A1.2 Raumabmessungen und Bewegungsflächen
    https://www.baua.de/DE/Angebote/Regelwerk/ASR/ASR-A1-2.html

    ASR A3.4 Beleuchtung und Sichtverbindung, baua.de
    https://www.baua.de/DE/Angebote/Regelwerk/ASR/ASR-A3-4.html

    Broschüre: Ergonomie (MB008)
    https://medien.bgetem.de/medienportal/artikel/TUIwMDg-

    Gemeinsam zu gesunden Arbeitsbedingungen. Handlungshilfe zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung in Betrieben mit bis zu 10 Beschäftigten – mit Anhang für Unternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten (MB042)
    https://medien.bgetem.de/medienportal/artikel/TUIwNDI-

    Bildschirmarbeitsplätze – Arbeitshilfe für die betriebliche Unterweisung (PU022-13)
    https://medien.bgetem.de/medienportal/artikel/UFUwMjItMTM-

    Kernaussagen

  • Auch nach der Pandemie hat sich das mobile Arbeiten als Arbeitsform fest etabliert. Damit die positiven Aspekte von mobiler Arbeit künftig überwiegen, stellen sich daher einerseits erhöhte Anforderungen an die betriebliche Organisation von Arbeit und Zusammenarbeit, andererseits sollten die Fähigkeiten zur Selbstorganisation bei den Beschäftigten gezielt weiterentwickelt werden.
  • Ziel von Arbeitnehmenden und Unternehmen sollte sein, die Erfahrungen und Anforderungen an die jeweilige Arbeitsplatzgestaltung und -organisation individuell zu ermitteln, regelmäßig zu überprüfen und an sich ändernde Bedingungen anzupassen.
  • Als Grundlage dafür können die Instrumente Gefährdungsbeurteilung (mobile Bildschirmarbeitsplätze, Arbeitszeit- und Pausenregelungen, Meeting-Kultur etc.) sowie gegebenenfalls entsprechende Betriebsvereinbarungen dienen, damit künftig die positiven Aspekte mobiler Arbeit überwiegen.
  • Checkliste

    Nachfolgend sind einige Aspekte genannt, die bei mobiler Arbeit ­berücksichtigt werden sollten:

  • Wählen Sie einen geeigneten Arbeitsplatz:
    Ein ergonomischer Arbeitsplatz sollte einen stabilen Arbeitstisch
    und genügend Platz für die notwendigen Arbeitsutensilien bieten. Mindestens 1,5 Meter Raum sollten hinter der Arbeitsfläche zur Verfügung stehen. Auf seitliches Tageslicht und eine Sichtverbindung nach außen beziehungsweise künstliche Beleuchtung von mindestens 500 Lux sollte geachtet werden. Diese Maßstäbe sind auch bei der Auswahl von Co-Working-Spaces anzulegen.
  • Verwenden Sie eine geeignete Sitzgelegenheit:
    Es sollte eine bequeme und vielseitig anpassbare Sitzgelegenheit
    verwendet werden, die eine gute Unterstützung für den Rücken und die Arme bietet. Eine aufrechte Haltung sollte gefördert werden, um Schmerzen und gegebenenfalls Verletzungen zu vermeiden.
  • Stellen Sie den Monitor auf die richtige Höhe ein:
    Der Monitor sollte auf die richtige Höhe eingestellt werden, um eine aufrechte Körperhaltung zu unterstützen und Belastungen der Augen und des Nackens zu vermeiden. Bildschirme sollten darüber hinaus frei von Reflexionen und Blendungen sein.
  • Laptop ist kein genereller PC-Ersatz:
    Bei Laptops sollte der Bildschirm so ausgerichtet sein, dass nur eine leichte Kopfneigung notwendig ist, damit der Blick senkrecht auf den Bildschirm trifft. Die erste Bildschirmzeile sollte sich unterhalb der Augenhöhe befinden. Der Sehabstand zum Bildschirm sollte 50 cm nicht unterschreiten.
  • Verwenden Sie ergonomische Peripheriegeräte:
    Ergonomische Tastaturen, Mäuse und andere Peripheriegeräte
    können dazu beitragen, die Belastung der Handgelenke, Arme und Schultern zu reduzieren.
  • Machen Sie Pausen:
    Pausen sollten regelmäßig eingelegt werden, um die Muskeln zu entspannen und die Durchblutung zu fördern.
  • Nutzen Sie geeignete Arbeitszeiten:
    Die Beschäftigten sollten sich auf ihre körperlichen Bedürfnisse einstellen und ihre Arbeit in Zeiten verrichten, in denen sie sich am besten fühlen und die Produktivität am höchsten ist. Die Rahmenbedingungen des Arbeitszeitgesetztes sind von Unternehmensseite zu beachten.
  • Entwickeln Sie Spielregeln für Online-Meetings:
    Damit bei Online-Meetings keine wichtigen Informationen oder Diskussionen verloren gehen, müssen Rahmenbedingungen und Verhaltensregeln entwickelt werden sowie Mitarbeitende regelmäßig zur Kommunikation bei Remote-Arbeit geschult werden.
  • Kontakt

    Torsten Opitz
    Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse (BG ETEM); Schloßstraße 29–31; 70174 Stuttgart

    Foto: privat

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