Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Aktuelle Angebote und Veranstaltungen zur Prävention und Gesundheitsförderung | Ein Blick über den Tellerrand der Schulmedizin

Präventivangebot für Erwerbstätige

Wenn das Tempo immer höher wird

Die Beschleunigung, immer erreichbar zu sein – gleichzeitig auf unterschiedlichen Kanälen – zeigt Folgen: 30 % der Beschäftigten fühlen sich ausgelaugt. 560 Millionen Fehltage zählt die Statistik 2017 in deutschen Unternehmen. Immer mehr Mitarbeitern und auch Chefs wird deutlich, dass hier etwas geändert werden muss.

Alle 18 Monate verdoppelt sich die Leistungsfähigkeit von Computern. Doch wer kann mit diesem Tempo auf Dauer mithalten? Selbst für „Early Adopter“, die technisch sehr interessiert und vielen Innovationen gegenüber aufgeschlossen sind, wird die Geschwindigkeit zu einer Herausforderung. Durch die permanente Beschleunigung fühlen sich manche an den Rand katapultiert und zeigen Fluchttendenzen, was bei den Mitarbeitern Stresserscheinungen mit Erschöpfungssymptomen hervorrufen kann.

Mediziner belegen die heilsame Wirkung des Waldes

Von 2005 bis 2017 wurde in Japan ein gemeinsames Forschungsprojekt durchgeführt, an dem 756 Probanden teilnahmen. Die Experimente fanden in 63 Wäldern statt. In jeder Region waren 20 Wissenschaftler beteiligt. Die Hälfte der Gruppe ging für einige Stunden in den Wald, die andere Hälfte in eine Stadt.

Anschließend wurden die Teilnehmer medizinisch untersucht: Die im Wald „gebadet“ hatten, wiesen deutlich niedrigere Blutdruckwerte auf und einen niedrigeren Puls. Im Vergleich zu den Stadtbesuchern konnte ein auffallend niedriger Spiegel der Stresshormone nachgewiesen werden.

Seit 2012 gibt es an japanischen Universitäten einen neuen Forschungszweig: Die „Waldmedizin“ untersucht den gesundheitsfördernden Effekt von Aufenthalten im Wald. Mittlerweile hat auch das Gesundheitsministerium das „Waldbaden“ als festen Bestandteil der Gesundheitsvorsorge anerkannt.

Bewusste Entschleunigung im Wald

Beim „Waldbaden“ geht es um Entschleunigung: In praktischen Übungen wird die aktive Entspannung und Achtsamkeit trainiert und das in der freien Natur. Viele Gesundheitsprogramme wie progressive Muskelentspannung, Autogenes Training und Yoga finden meist in geschlossenen Räumen statt. Dagegen profitiert das „Waldbaden“ von der heilsamen Atmosphäre des Waldes. Ein weiterer Vorteil: Beim Waldbaden sind die Teilnehmer nicht an feste Orte und Gruppentermine gebunden, was in einem vollen Alltag mitunter auch zum Stress werden kann. Ein Vorteil für Berufstätige: Der Wald hat keine Öffnungszeiten, die Mitarbeiter können bereits vor Arbeitsbeginn oder in der Mittagspause ein „Waldbad“ nehmen und das zu allen Jahreszeiten.

Im Wald wirken die Heilkräfte der Natur

Bereits Hildegard von Bingen hat diese Kraft erkannt und schrieb: „Geh einfach ins Grün des Waldes und du wirst Heilung erfahren, allein indem du dort bist und atmest“. Ihr persönlicher Tipp: Einige Zeit auf das Grün des Waldes zu schauen, um damit auch die Augen zu stärken.

Diesen Ansatz greift Professor Yoshifumi Miyazaki auf, der in Japan zu den führenden Wissenschaftlern in der „Waldmedizin“ zählt. Seine Beobachtung: Menschen erholen sich im Krankenhaus schneller von einer Operation, wenn sie aus ihrem Fenster auf Bäume statt auf Betongebäude blicken. In Studien hat er nachgewiesen, dass der Stresshormonspiegel allein beim Betrachten von Baumbildern um 13 % sinkt. Noch stärker ist diese heilsame Wirkung, wenn im Wald regelrecht „gebadet“ wird (Miyazaki 2018).

Positive Auswirkungen auf Büroangestellte

Professor Yoshifumi Miyazaki berichtet von einem Experiment, bei dem die Auswirkungen des Waldbadens auf den Blutdruck von Büroangestellten untersucht wurde. Ihre Werte lagen in der Studie teilweise über dem Normbereich. Das Ergebnis: „Im Laufe der Waldtherapiesitzung sank sowohl der systolische als auch der diastolische Blutdruck der Probanden im Vergleich zum drei Tage zuvor gemessenen Wert erheblich. … Der niedrigere Blutdruck hielt bis zu fünf Tage nach der Waldtherapiesitzung an, selbst am Arbeitsplatz“ (Miyazaki 2018).

Zum „Waldbaden“ gehört eine ganze Reihe von nützlichen Übungen, die Mitarbeiter für ihren Alltag lernen und praktisch einsetzen können. Zur präventiven Gesundheitsvorsorge zählen ein Spaziergang mit verbundenen Augen, angeleitete Meditationen und Übungen zur Tiefenatmung. Professor Yoshifumi Miyazaki beschreibt, dass auch Achtsamkeitsrituale gesundheitsfördernde Wirkung zeigen: „Aussicht genießen, Kummer und Sorgen wegwaschen, Sitzen, Rückwärtsgehen und Liegen in der Hängematte“. Mittlerweile haben auch in Deutschland sich Einrichtungen etabliert, die diese Waldtherapie anbieten, dabei hat sich auch daraus eine Ausbildung entwickelt (Link siehe unten).

Die heilenden Duftstoffe des Waldes

Es ist mittlerweile erwiesen, dass Bäume und Pflanzen im Wald tausende von chemischen Substanzen produzieren. Sie sollen zum einen Schädlinge abwehren und im Sommer die Bäume abkühlen, wenn die Hitze zu groß ist. Die so genannten Terpene haben eine stärkende Wirkung auf unser Immunsystem.

Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass beim „Waldbaden“ sich auch die körpereigenen Abwehrzellen des Immunsystems vermehren, die wichtig sind, um beispielsweise Karzinome zu bekämpfen. Zudem wird der Adrenalinspiegel gesenkt. Auch das baut den Stress im Körper ab. Durch die Mikroorganismen im Wald wird unser Immunsystem angeregt und selbst Kopfschmerzen können beim „Waldbaden“ gelindert werden (Miyazaki 2018).

Literatur

Miyazaki Y: Shirin Yoku – Heilsames Waldbaden. München: Irisina/Random House, 2018.

    Weitere Infos" class="chapter-heading node-toc-item">Weitere Infos

    autorin

    Ilona Dörr-Wälde

    Gutshof Akademie

    Gutshof 2

    34621 Frielendorf

    office@gutshof-akademie.de

    Jetzt weiterlesen und profitieren.

    + ASU E-Paper-Ausgabe – jeden Monat neu
    + Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
    + Exklusive Webinare zum Vorzugspreis

    Premium Mitgliedschaft

    2 Monate kostenlos testen