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IM BRENNPUNKT

Was heißt eigentlich A+A? Eindrücke von der Düsseldorfer Messe und dem Kongress

Die A+A schlug 2015 wieder alle Besucherrekorde: 1887 Aussteller aus 57 Nationen, mehr als 65.000 Besucher, 5000 Kongressbesucher. Ein kleine Umfrage, was das zweite A in A+A eigentlich bedeute, ergab einen eher traurigen Befund. „Arbeitssicherheit“ wurde genannt, „Arbeitsgesundheit“ vorgeschlagen. Auf „Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin“, die eigentliche Bedeutung, kam niemand in meiner Zufallsstichprobe. Dieses Ergebnis zeigt auch ein Gang durch die Hallen: Sicherheitsprodukte von Brandschutz über Höhenrettung bis hin zu Schuhen mit Stahlkappe dominieren. Aber wo ist der Stand des Verbandes der deutschen Betriebs- und Werksärzte (VDBW)? Niemand weiß mich richtig zu leiten, stattdessen lande ich am Stand des VDSI.


© Prof. Dr. Gabriele Elke
Die Arbeitspsychologin Prof. Gabriele Elke beschreibt in ihrem Kongress-Vortrag zur Präventionskultur in Unternehmen das Spannungsfeld von Sicherheit und Gesundheit und verweist dabei auch auf den Gender-Aspekt  (Bild aus ASU Vortrag in Stuttgart): „Für Sicherheit hat das Unternehmen zu sorgen“ / „Sicherheit ist Sache der Männer“, diese kümmerten sich um „Gefährdungen“. Auf den ersten Blick scheinen 80 Prozent der Messebesucher Männer zu sein: Sicherheitsingenieure, Fachkräfte für Arbeitssicherheit ... „Gesundheit ist Privatsache“, hören wir, und: „Gesundheit ist Sache der Frauen“. Diese sorgten und kümmerten sich, es gehe hierbei nur um „Ressourcen“, nicht aber um „Gefährdungen“. Man trifft nur wenige Betriebsärzte und Arbeitsmediziner auf der A+A.


DGUV-Kampagne „Präventionskultur“
Die von Gabriele Elke geforderte Präventionskultur kann nur funktionieren, wenn Sicherheit und Gesundheit zusammengedacht werden, und zwar auf der Grundlage arbeitsmedizinischer wissenschaftlicher Erkenntnisse. Dies war die Take Home Message des Vortrages. Dieses Zusammenhangsdenken in Gesellschaft und  Unternehmen zu tragen sowie ins betriebliche Handeln zu integrieren ist Inhalt der nächsten großangelegten Kampagne der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Die Kampagne mit Arbeitstitel „Präventionskultur“ startet im Jahr 2017. Da eine Veränderung von Werten und Kulturen immer nur langfristig erfolgt, ist als Kampagnen-Laufzeit von zehn Jahren vorgesehen.

http://www.dguv.de/de/Pr%C3%A4vention/Kampagnen-Veranstaltungen-und-Projekte/Pr%C3%A4ventionskampagnen/ausblick/index.jsp


Auch die nächste A+A findet 2017 statt (17. bis 20. Oktober). Wird sie von einer höheren Präsenz von Arbeitsmedizinern und Betriebsärzten als den eigentlichen Gesundheitsexperten in der medizinischen Prävention begleitet werden? Im A+A-Bericht von 2015 ist von diesen Berufsgruppen keine Rede! Man spricht lediglich etwas unklar von „Gesundheitsbeauftragten“. Weist dies auf Entmedikalisierung und Ent-Akademisierung der Arbeitsmedizin vor Ort hin? In Abwandlung des Mottos einer beliebten VDBW-Fortbildung „Arbeitsmedizin – quo vadis?“ (wohin gehst Du?) fragt man sich momentan eher: „Arbeitsmedizin, wo bist Du überhaupt?“

Rückblick A+A 2015