Neben dem Schicksal der Flüchtlinge sollte der Blick auch auf die Helfer gerichtet werden, die aus verschiedenen Berufsgruppen kommend, sich an der psychosozialen Versorgung von traumatisierten Flüchtlingen beteiligen und bei der schrittweisen Integration Unterstützung leisten. Sie sind ebenfalls erheblich gefährdet, selbst eine posttraumatische Störung zu entwickeln. Dem Thema „Psychische Gesundheit und gelingende Integration – Wie schaffen wir das?“ widmen sich Sabine C. Herpertz (Heidelberg) und Johannes Kruse (Gießen).
Zu Beginn der Flüchtlingswelle 2015 herrschte in Deutschland große Unsicherheit bezüglich des Spektrums der mit dieser Migration verbundenen Infektionskrankheiten. Diskutiert wurde u.a. das Auftauchen von exotischen viral-hämorrhagischen Fiebererkrankungen, aber auch der Import der Vogelgrippe. Der Artikel „Gibt es typische Infektionskrankheiten bei Geflüchteten?“ von Jürgen Rissland, Homburg, beschreibt, welche Infektionskrankheiten tatsächlich beobachtet und welche Maßnahmen zur Eindämmung der realen Infektionsrisiken unternommen wurden.
Jugendliche als Flüchtlinge haben oft viele Belastungen auf sich genommen, um nach Deutschland zu kommen. Es bräuchte nicht die auf den oft monatelangen Fluchtwegen erlebten Schwierigkeiten oder die auch in Deutschland für viele bestehenden Belastungen, um in dieser Krisensituation psychisch krank zu werden und Verhaltensauffälligkeiten zu zeigen. Nicht jeder Jugendliche benötigt dann aber eine intensive Traumatherapie, nicht jeder Jugendliche entwickelt eine posttraumatische Belastungsstörung. Wie können sie unterstützt werden? – Dieses Thema beleuchtet Gundolf Berg, Mainz.
Das bundesdeutsche Gesundheitssystem wurde in den letzten Jahren aufgrund des aktuellen Migrationsgeschehens vor besondere Herausforderungen gestellt. Aufgrund mangelnder Kenntnisse zu Lebensumständen und dürftiger Anamnese ist das körperliche Erst- Screening von Migranten häufig problematisch. Im Rahmen dieses Erstscreenings stehen primär bevölkerungsmedizinische Aspekte im Vordergrund. Der öffentliche Gesundheitsdienst übernimmt diese wichtige Aufgabe. Vor diesem Hintergrund beschreibt Bodo Königstein, Erding, die Medizinische Versorgung von Flüchtlingen aus Sicht eines Gesundheitsamtes.
Im Interview spricht Ulrich Clever, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg und Menschenrechtsbeauftragter der Bundesärztekammer, über die aktuelle Situation der gesundheitlichen Versorgung von Flüchtlingen – nicht nur in Baden-Württemberg. Unter dem Titel „Willkommenskultur oder Fußtritt“ befasst sich Wolfgang U. Eckart, Heidelberg, in einem kritischen (Rück-) Blick mit Flüchtlingskrisen in Deutschland. Ferdinand Haenel, Berlin, widmet sich in seinem Beitrag dem Einsatz von Dolmetschern in der medizinisch psychotherapeutischen Versorgung von Geflüchteten.