Objectives: To evaluate if type 2 diabetes is an independent risk predictor for severe osteoarthritis (OA).
Research Design and Methods: Population-based cohort study with an age- and sex-stratified random sample of 927 men and women aged 40–80 years and followed over 20 years (1990–2010).
Results: Rates of arthroplasty (95 % CI) were 17.7 (9.4–30.2) per 1,000 person-years in patients with type 2 diabetes and 5.3 (4.1–6.6) per 1,000 person-years in those without (P
Conclusions: Type 2 diabetes predicts the development of severe OA independent of age and BMI. Our findings strengthen the concept of a strong metabolic component in the pathogenesis of OA.
Kommentar: Die von der Europäischen Union, dem Bundesministerium für Forschung und Bildung und weiteren Trägern geförderte populationsbasierte Kohortenstudie wurde im Raum Bruneck in Oberitalien durchgeführt. Es handelt sich um eine prospektiv angelegte epidemiologische Studie zur Pathogenese kardiovaskulärer, neurologischer und muskuloskelettaler Erkrankungen, eingeschlossen wurden Personen zwischen 40 und 80 Jahren.
In die Grunduntersuchung flossen demografische und sozioökonomische Daten ein, ferner Medikamente, Begleiterkrankungen (kardio-vaskuläre Krankheiten, Krebs, Lungenerkrankungen etc.), Typ-II-Diabetes wurde definiert nach den Kriterien der American Diabetes Association (Nüchternblutzucker, Diabetesmedikamente, HBA1c > 6,5%, Glukosetoleranztest), weitere metabolische Faktoren wurden erfasst (BMI, Harnsäure, Blutfette, Kreatinin, Ferritin, CRP). Zielgröße waren Arthroplastien der Kniegelenke und der Hüftgelenke.
Die Autoren folgern, dass die vorliegende Untersuchung die erste Langzeit-Kohortenstudie darstellt mit einem kompletten Follow-up zur Frage des Gelenksersatzes als klinischen Endpunkt der Arthrose der Knie- und der Hüftgelenke. Ein langjährig bestehender Diabetes er-weist sich als unabhängiger Risikofaktor auch nach umfangreicher Adjustierung für Alter, Geschlecht, BMI, soziale Klasse, Rauchen, Alkohol, physische Aktivität, Harnsäure, Kreatinin, LDL, CRP und Ferritin. Die kumulativen Risikokurven der Diabetiker belegen eine konstante Risikoverdoppelung zu den Nichtdiabetikern bereits nach weniger als 10 Jahren Erkrankungsdauer.
Damit besteht eine Evidenz aus den longitudinalen und den Querschnittsdaten zu einer unabhängigen Assoziation von Typ-II-Diabetes und Arthrose. Die Autoren führen aus: „Unsere Studie unterstützt das Konzept, dass die degenerative Arthrose Teil des Metabolischen Syndroms ist. Diese Feststellung wendet die traditionelle Sichtweise der degenerativen Arthrose basierend auf einer kontinuierlichen mechanischen Überlastung hin zu einer metabolischen Ätiopathogenese. Die Verbindung von Arthrose und Diabetes Typ II legt nahe, dass, der Glukosemetabolismus direkt die Gelenke betrifft, unabhängig vom Körpergewicht … Diabetes Typ II ist ein starker Prädiktor für die Entwicklung einer schweren degenerativen Arthrose.“
Die Veröffentlichung reiht sich ein in die rasch wachsende Zahl von Publikationen, die das Konzept der kardiovaskulären Risikofaktoren gleichermaßen als ursächlich für degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparats belegen. Schon seit Jahren besteht die Forderung, die degenerative Arthrose in die Kriterien des Metabolischen Syndroms aufzunehmen. Eine die internistischen und die orthopädischen Erkrankungsbilder vereinigende Theorie der allgemeinen Organdegeneration auf Grundlage des Risikofaktorenkonzeptes hat sich allerdings bislang nicht durchgesetzt.
Die rasche Ausbreitung der (Poly-)Arthrose wird gerade unter den Jüngeren mit kardiovaskulären Risikofaktoren beobachtet, mit einer besorgniserregenden Tendenz zur Frühinvalidität. Diese Tendenz steht in einem umgekehrten Verhältnis zur allgemeinen physikalischen Arbeitsschwere und bietet wenig Raum für eine biomechanische Ursachentheorie der Arthrosen, die die aktuellen Diskussionen zur Ursache orthopädischer Berufskrankheiten offenbar unbeeinflussbar weiter beherrscht.
K.Frank, Karlsruhe