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Rezensionen

Medien

Bernd-A. Rusinek, Düsseldorf

André Karger, Düsseldorf

Die in dieser Anthologie versammelten 18 Bei-träge umfassen ein zeitliches Spektrum von der Antike bis in die Jetztzeit. Eine Chronologie der Persönlichkeiten und der Themen bietet hilfreiche Orientierung für den Leser; die den Band abschließende Zitatsammlung aus Marc Aurels „Selbstbetrachtungen“ unterstreicht den Bildungsanspruch des Buches. Marc Aurels Selbstbetrachtungen ist zudem ein eigener Beitrag gewidmet.

Die Aufsätze umkreisen drei Themenschwerpunkte: klassische historische Betrach-tungen (Hippokrates, Marc Aurel, Friedrich der Staufer), Künstlerpathologien (Paganini, van Gogh, Toulouse-Lautrec) und Medizingeschichte im engeren Sinn („Lebenserwartung und Herzfrequenz“, Kaiserschnitt, „Strahlenwirkungen auf Lebewesen“, „Die großen Arzneimittelkatastrophen der letzten 50 Jahre“).

Nur ein Beitrag aus der Anthologie kann hier pars pro toto vorgestellt werden: „Medizin und Ärzte in der Krise“ (S. 117–127). Darin wird für die 1920er Jahre eine innerhalb der damaligen Ärzteschaft vielfach diskutierte Krise untersucht. Sie ging u. a. auf die Einführung der gesetzlichen Krankenversicherung und damit des Krankenkassenwesens gegen Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Ärzte beklagten Überbürokratisierung und Verdiensteinbußen. Auf komplexe Weise hing die Krise mit einem Vertrauensverlust des Ärztestandes zusammen, was wiederum die Zahl der Heilpraktiker („nichtapprobierte Heilbehandler“) nach oben schnellen ließ, wie es einer lauter werdenden Kritik an der „Schulmedizin“ ohnehin entsprach. 1934 kam auf etwa jeden vierten Arzt ein „Heilbehandler“. Diese Probleme mögen uns bekannt vorkommen. Indes durchliefen die Verlautbarungen wichtiger Ärztevertreter und Verbandsfunktionäre ein sozialdarwinis-tisches und sodann völkisches Stadium, um schließlich bei der NS-Ideologie anzugelangen. Die Geschichte der deutschen Ärzte-schaft von 1933 bis 1945 ist für das Widerstandsthema nicht sehr ergiebig.

Dieser kurze Blick in einen der Aufsätze des vorzustellenden Buches erweist schon, dass die NS-Zeit keineswegs ausgespart bleibt, wie es bald schamhaft und bald dreist in vielen vergleichbaren Veröffentlichungen und Bekundungen der Fall ist. So finden wir auch einen wichtigen Beitrag über die „Aktion T4“, die so genannte „Euthanasie“.

Die Bandbreite der Themen ist beeindruckend. Zwischen Medizin, Philosophie, Kunst und Geschichte hat es immer Wechselwirkungen und damit gegenseitige Erhellungen gegeben. Der Philosoph Friedrich Schelling gab eine medizinische Zeitschrift heraus, wenngleich diese „naturphilosophisch“ und gegen die „Schulmedizin“ gerichtet war; der Ophthalmologe Otto Becker behandelte die Geschichte der Medizinischen Fakultät Heidelberg und der Physiologe Hermann Aubert das Thema „Shakespeare als Mediziner“. Der Ärztestand ist zudem der Beruf mit den meisten Memoiren. Von dem Pathologen Eduard v. Rindfleisch stammt eine „Ärztliche Philosophie“. Im vorliegenden Band befasst sich der Beitrag „Medizinische Philosophie“ mit Schopenhauer und Nietzsche.

Die Anthologie „Geschichte(n) der Medizin“ vermittelt auf unangestrengte Weise, was aus der Mode gekommen zu sein scheint: Bildung.

Männer pauschal als „Vorsorgemuffel“ und „schmerzresistente Indianer“ zu bezeichnen, greift sicherlich zu kurz und verfestigt die alten negativen Männerbilder. Trotzdem kümmern sich Männer in manchen Aspekten weniger um Ihre Gesundheit als Frauen, nehmen bei-spielsweise Präventionsangebote weniger selten in Anspruch, oder suchen weniger häufig psychotherapeutische Hilfe auf. Das kann man mitnichten nur einem defizitären männerspezifischen Gesundheitsverhalten anlasten. Es fehlen Präventionsangebote, die eine zielgruppen- nämlich männerspezifische Ausrichtung haben: Mit „Sissy stuff“ lässt sich „Mann“ schwerlich locken.

Der Arbeitsmediziner Peter Kölln schafft hier Abhilfe. Mit seinem Ratgeber lässt er über 60 Expertinnen und Experten zur Männergesundheit zu Wort kommen, die Ratschläge geben, Erfahrungen schildern oder eigene Präventionsprojekte vorstellen. In dem über weite Passagen im narrativen Interview-Stil gehaltenen Buch finden sich kapitelweise kompakte Zusammenfassungen mit konkreten Tipps für die praktische Arbeit sowie einfache Modelle, wie das „Sorge-Vorsorge-Modell“, die für eine anschauliche Gesundheitskommunikation mit Männern genutzt werden können. Das Buch gibt einen guten Überblick über alle wichtigen Themen und Projekte der männerspezifischen Gesundheitsvorsorge. Wer hier eine unterhaltsame, gut lesbare Einführung und Anregungen für die eigene Arbeit erwartet, wird gut bedient. Wer ein systematisches und didaktisch aufbereitetes Arbeitsbuch sucht, wird indessen etwas enttäuscht sein.

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