Bereits 1966 trat Herr Schaller als Chemieingenieur in das Institut und die Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin der Universität Erlangen ein. Dort begann er als einer der ersten in Deutschland, unter den strengen Kautelen der Qualitätssicherung Gefahrstoffe und deren Metabolite in menschlichen Körperflüssigkeiten und Geweben zu analysieren, heutzutage allgemein als Biomonitoring oder Humanbiomonitoring bezeichnet. Damit gelang es, die Exponierten vor den gesundheitsschädlichen Wirkungen chemischer Substanzen zu schützen und die Prävention entscheidend zu verbessern: Aus diesen Arbeiten und Aktivitäten entstand ein Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit des Erlanger Instituts, das auf dem Gebiet der arbeits- und umweltmedizinischen Toxikologie heute zu den national und international führenden Institutionen gehört. Herr Schaller hatte einen entscheidenden Anteil an dieser Entwicklung.
Den Schwerpunkt seiner Tätigkeit in der Arbeitsmedizin bildete von Anfang an die Entwicklung und Anwendung chemisch-analytischer Methoden in Forschung und Praxis. Das Spektrum dieser Methoden der instrumentellen Analytik reicht von den Metallen über die organischen Lösungsmittel bis zu den Parametern für die Exposition mit komplexen organischen Verbindungen, wie Organochlorverbindungen und PAH. Diese Arbeiten haben sich in weit mehr als 500 Veröffentlichungen niedergeschlagen. Die Zahl seiner Vorträge im Bereich Forschung und Weiterbildung liegt in der gleichen Größenordnung.
Aufgrund seiner Erfahrungen und Expertise in analytischen und arbeitsmedizinischen toxikologischen Fragestellungen war Herr Schaller in zahlreichen wissenschaftlichen Gremien vertreten. Hier ist an erster Stelle die Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe der Deutschen Forschungsgemeinschaft hervorzuheben. Diesem hoch angesehenen und für den Gesundheitsschurz gegenüber Arbeitsstoffen maßgeblichen Gremium gehörte er bereits seit 1975 an. Es spricht für die herausragende Bedeutung und das besondere Engagement von Herrn Schaller, dass er in dieses Gremium über 12 Perioden berufen wurde und es erst 2010 auf eigenem Wunsch verließ. In der Arbeitsstoffkommission der DFG engagierte er sich vor allem in den Arbeitsgruppen ,,Analysen in biologischem Material“ und „Aufstellung von Grenzwerten in biologischem Material“, denen er von der ersten Stunde an angehörte. Im Rahmen seiner Tätigkeit in der Kommission trug er mit einer Fülle von Beiträgen vor allem zum Gelingen der Methodensammlung „Analysen in biologischem Material“ bei, die heute als Standardwerk auf diesem Sektor angesehen werden kann. Herr Schaller war über viele Jahre Mitherausgeber dieses Werks, das nach 21 deutsche Nachlieferungen und 13 englischen Bänden Teil des Online-Journals „The MAK-Collection for Occupational Health and Safety“ geworden ist. Wer Gelegenheit hat, die Sammlung der Begründungen der BAT-Werte anzusehen, wird feststellen, dass Herr Schaller auch daran einen bedeutenden Anteil hat. Diese Beiträge haben u. a. auch dazu geführt, dass Herr Schaller 1993 als Mitglied in die Arbeitsgruppe ,,Biological Exposure Indices“ (BEI Group) der ,,American Conference of Governmental Industrial Hygienists“ (ACGIH) ernannt wurde. Darauf darf er zu Recht stolz sein, zumal die US-Amerikaner hier dem deutschen Vorbild gefolgt sind und Grenzwerte für das Biological Monitoring eingeführt haben.
Seine hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet der Gefahrstoffbelastung am Arbeitsplatz und deren gesundheitlicher Bewertung haben Herrn Schaller national und international einen hohen Bekanntheitsgrad und Respekt eingebracht. Dies führte zu einer vielseitigen Sachverständigentätigkeit, wobei vor allem die entsprechenden Gremien der Europäischen Kommission in Brüssel und Luxemburg zu nennen sind. Dort hat Herr Schaller die Erfahrungen, die bereits in Deutschland für das Biomonitoring vorlagen, in die internationalen Prozesse eingespeist und somit hier den deutschen Beitrag vertreten. Gleiches gilt für die Gremien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf. Bei der International Agency for Research on Cancer (IARC) in Lyon hat Herr Schaller in arbeitsreichen Sitzungen an der Erstellung von verschiedenen Stoffmonografien mitgewirkt, die eine Verwendung des Biomonitorings auch in anderen Erdteilen begünstigt haben. Sein gegenüber jedermann charmantes Wesen und seine Fähigkeit zur stets sachgerechten, aber zwanglosen Kommunikation haben Herrn Schaller zu einem gern gesehenen und anerkannten Gesprächspartner in nationalen und internationalen Gremien gemacht.
Die deutsche Arbeitsmedizin hat seine großen Verdienste für das Fach jederzeit anerkannt und gewürdigt. Dies spiegelt sich in der nicht weniger als dreimaligen Auszeichnung mit dem E.W-Baader-Preis in den Jahren 1976, 1978 und 1990 wider. 1982 wurde ihm der Franz-Koelsch-Preis des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit- und Sozialordnung verliehen. Zusammen mit den Herren Professoren Angerer und Drexler wurde er 2007 mit dem Innovationspreis der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) ausgezeichnet. Damit sollten vor allem seine Verdienste um die kontinuierliche Entwicklung des Biomonitorings gewürdigt werden. Im Jahr 2009 wurde Herrn Diplom-Ingenieur Karl-Heinz Schaller die Franz-Koelsch-Medaille für seine besonderen Verdienste um die Arbeitsmedizin verliehen. Aber auch international wurden seine Leistungen gewürdigt. So erhielt er 2012 den William-D.-Wagner-Preis 2011 der American Conference of Governmental Industrial Hygienists (ACGIH) für sein Engagement auf dem Gebiet der Gefahrstoffbelastung am Arbeitsplatz verliehen.
Mit großem Engagement hat sich Herr Schaller auch in die Aus-, Fort- und Weiterbildung im Bereich der Arbeitsmedizin und des Arbeitsschutzes eingebracht, im studentischen Unterricht, als Referent an Akademien für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Umweltmedizin und als Vortragender bei nationalen und internationalen Kongressen. Herr Schaller hat Generationen arbeitsmedizinischer und naturwissenschaftlichen Doktoranden betreut und ist den jungen Kollegen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite gestanden, die heute hohe und höchste Stellen und Ämter in der Arbeitsmedizin einnehmen. Alle diese Kollegen sind Herrn Schaller noch heute in Freundschaft und Dankbarkeit verbunden.
Aber nicht nur als Wissenschaftler verdient Herr Schaller unsere Bewunderung. Vielmehr schätzt jeder, der Herrn Schaller kennengelernt hat, seine vielfältigen Kenntnisse und Interessen in Kunst, Kultur und Politik. Wer Gelegenheit hatte, sich von Herrn Schaller einen Wein empfehlen oder ein Menü aussuchen zu lassen, der konnte dies nicht nur in äußerst angenehmer Gesellschaft genießen, sondern war auch mit der Empfehlung stets gut beraten.
Die Arbeitsmedizin und insbesondere die arbeitsmedizinische Toxikologie hat Herrn Dipl.-Ing. Karl-Heinz Schaller viel zu verdanken. Seine Persönlichkeit und sein Wirken bleiben uns stets in Erinnerung. Wir werden ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren.
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