I mpfungen sind der beste vorsorgende Schutz vor Krankheiten. Mit Impfungen haben wir das wirkungsvollste Mittel der Primärprävention an der Hand: Wir können damit vermeiden, dass Menschen überhaupt erst krank werden.
A ktuell macht uns die unzureichende Impfquote insbesondere bei Masern zu schaffen. Wir haben einen Masernausbruch mit bisher etwa 1300 gemeldeten Fällen – die meisten davon in Bayern und Berlin. Dieser Ausbruch zeigt, dass wir die Aktivitäten auf allen Ebenen verstärken müssen. Wir wollen die Impfquoten erhöhen, um die Masern bis 2015 auszurotten. Dazu benötigen wir eine Impfquote von 95 %. Schweden und die USA zeigen uns, dass es gelingen kann, und bei Polio haben wir es ja bereits geschafft.
F ür mich als Gesundheitsminister gehören dazu vorrangig Information und Aufklärung. Wir legen eine millionenschwere Kampagne unter dem Titel „Deutschland sucht den Impfpass“ auf, um über Masern und das Impfen zu informieren. Das ist wichtig, denn viele Menschen kennen ihren Impfstatus nicht, wissen also nicht, welche Impfungen oder Auffrischimpfungen sie brauchen. Und vielen Menschen ist zudem nicht bewusst, wie gefährlich eine Masernerkrankung sein kann. Weil sie glauben, dass Masern eine banale Kinderkrankheit sind.
D aneben prüfen meine Mitarbeiter, ob das Infektionsschutzgesetz dahingehend geändert werden kann, dass man den Impfstatus nicht erst beim Schuleintritt, sondern bereits beim Eintritt in die Kita oder den Kindergarten überprüft. Damit hat man früher ein Bild der Impfsituation und kann früher intervenieren. Zusätzlich prüfen wir, ob während eines Masernausbruchs nicht geimpfte Kinder vorübergehend vom Schulbesuch ausgeschlossen werden können. Denn Masern sind hoch ansteckend und die Krankheit kann bereits übertragen werden, bevor eindeutige Symptome erkennbar sind.
I m Gesetz zur Förderung der Prävention, über das der Bundesrat abschließend am 20. September 2013 beraten wird, haben wir die Präventionsleistungen gestärkt und dabei auch die Erhöhung der Impfquoten im Blick. Hierzu dient insbesondere die gesetzliche Klarstellung, dass auch Betriebsärzte Schutzimpfungen durchführen können. Auch ist vorgesehen, dass Krankenkassen und Betriebe Gruppentarife über Leistungen zur betrieblichen Gesundheitsförderung abschließen und dabei auch Vereinbarungen zur Durchführung von Schutzimpfungen treffen können. Damit stärken wir die Impfung in den Betrieben und bauen die betriebliche Gesundheitsförderung aus. Über diesen Weg lassen sich gezielt die Personen zwischen 20 und 40 Jahren ansprechen, bei denen die Masernimpfquote bzw. die Immunität besonders niedrig ist. Diese jungen Arbeitnehmer lassen sich in ihrer Arbeitswelt wohl am ehesten erreichen. Im Gesundheitsministerium haben alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit, beim Betriebsarzt den Impfstatus zu überprüfen und sich impfen zu lassen.
B ei alledem darf man nicht vergessen, dass es die Länder sind, die für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung die Verantwortung tragen. Sie sind verpflichtet, einen arbeitsfähigen Gesundheitsdienst vorzuhalten, der auch in der Lage ist, aufsuchende Impfungen durchzuführen. Da gibt es ermutigende Beispiele, wie in Bayern, wo Minister Huber jetzt zumindest ein großes Impfprogramm auflegt. Mit dem Gesetz zur Förderung der Prävention wollen wir die Länder und Kommunen in ihrer Präventionsarbeit unterstützen. Die Krankenkassen müssen in Zukunft jährlich rund 140 Millionen Euro für gesundheitsfördernde Leistungen im direkten Lebensumfeld der Menschen, wie Kindergärten und Schulen, zur Verfügung stellen. Mit ihrer Zustimmung im Bundesrat würden den Ländern somit erheblich mehr Mittel zur Gestaltung ihrer Aufgaben zufließen.
A usbrüche, wie der aktuelle Masernausbruch, fordern uns heraus. Nur wenn alle Beteiligten sich anstrengen, können wir unser Ziel erreichen, mit Impfquoten von durchgängig 95 % die Masern auszurotten. Das gelingt uns mit Aufklärungsarbeit und Information sowie mit Angeboten zur Überprüfung des Impfstatus. Ärztinnen und Ärzte, ob in der Niederlassung, beim öffentlichen Gesundheitsdienst oder im Betrieb spielen dabei eine wichtige Rolle. Wir sollten uns gemeinsam anstrengen, diese Krankheit auszurotten. Möglichkeiten dazu gibt es. Nutzen wir sie!
Daniel Bahr
Bundesminister für Gesundheit