N-Acetyltransferase 2 und Anamnese bei Patienten mit einer angezeigten Berufskrankheit 1301

Einleitung: Die N-Acetyltransferase 2 (NAT2) moduliert bei Europäern das Risiko, nach Exposition gegen aromatische Amine an einem Harnblasenkarzinom zu erkranken. In einem Kollektiv von 187 Patienten mit einem Zusammenhangsgutachten zur BK 1301 wurden der Acetyliererstatus der NAT2 und begutachtungsrelevante Informationen erhoben und bewertet. Methode und untersuchtes Kollektiv: Bei 83 der 187 im Zeitraum von 1991 bis 1999 begutachteten Patienten wurde der Acetyliererstatus der NAT2 durch Phänotypisierung nach Trinken von 2 Tassen Kaffee anhand des molaren Verhältnisses zweier Koffeinmetabolite im Harn und/oder durch Genotypisierung leukozytärer DNA mittels Standardmethoden (PCR/RFLP) bestimmt. Zusätzlich wurden hinsichtlich der Begutachtung einer BK 1301 relevante Informationen den Akten entnommen. Ergebnisse: Der Anteil der langsamen Acetylierer betrug bei den 83 typisierten Gutachtenpatienten 67 % und ist somit höher als bei neueren Studien an Harnblasenkarzinompatienten ohne Exposition gegen aromatische Amine. Potenziell harnblasenkrebserzeugende Expositionen wurden für 73 verschiedene Berufe erhoben. Zu den am stärksten betroffenen Berufsgruppen zählten mit 25 % die Gruppe der Chemieberufe und mit 22 % die Gruppe der Maler und Lackierer. 68 % der Patienten gaben von sich aus einen Kontakt zu aromatischen Aminen an. In der Gesamtgruppe der 187 Patienten betrug die mittlere Expositionsdauer 17,6 Jahre (sx 10,8 Jahre), die Latenzzeit im Mittel 34,7 Jahre (sx 11,7 Jahre). 44 % des Gesamtkollektivs waren bei der Erstexposition jünger als 20 Jahre. 64 % der Gutachtenpatienten hatten eine positive Raucher- bzw. Exraucheranamnese. Schlussfolgerung: Die Bestimmung des Acetyliererstatus der NAT2 erscheint auch bei vergleichsweise niedriger Exposition gegen aromatische Amine als ein sinnvoller zusätzlicher Parameter bei der arbeitsmedizinischen Zusammenhangsbegutachtung von Urotheltumoren.