Die Initiative mit dem Titel „Arbeitsmedizin & Berufsdermatologie“ war Teil eines fachübergreifenden Hautprojekts der BGW. Die Berufsgenossenschaft für die nichtstaatlichen Einrichtungen im Gesundheitsdienst und in der Wohlfahrtspflege engagiert sich sehr auf diesem Gebiet, da aufgrund des Tätigkeitsspektrums ihrer Mitgliedsbetriebe besonders viele ihrer Versicherten unter berufsbedingten Hautproblemen leiden. Eine Kernursache ist die in den BGW-versicherten Branchen weit verbreitete Feuchtarbeit. Die Berufsgenossenschaft stellt ihren Mitgliedsbetrieben vielfältige Informationsmaterialien und Arbeitshilfen zum Thema Hautschutz zur Verfügung – neben Informationsbroschüren beispielsweise auch berufsbezogene Hautschutz- und Händehygienepläne. Arbeitsmediziner und Betriebsärzte sind für diese Materialien wichtige Multiplikatoren.
Der Verdacht auf eine berufs- bedingte Hauterkrankung wird nur selten an die Berufs- genossenschaft gemeldet
Für bereits hauterkrankte Versicherte hat die BGW wirksame Maßnahmen der sekundären Individualprävention eingeführt – darunter spezielle Hautsprechstunden in ihren regionalen Schulungs- und Beratungszentren „BGW schu.ber.z“ sowie Seminare, in denen es auch darum geht, wie sich die erkrankte Haut zukünftig im Arbeitsalltag besser schützen lässt. Wenn diese Angebote rechtzeitig genutzt werden, sind berufsbedingte Hauterkrankungen oft in den Griff zu bekommen, ohne dass der Betroffene seinen Beruf aufgeben muss. Voraussetzung für effektive Hilfe durch die Berufsgenossenschaft ist jedoch, dass diese rechtzeitig von den Problemen erfährt. Hier kommt neben Dermatologen auch Arbeitsmedizinern und Betriebsärzten ein wichtige Lotsenfunktion zu: Schließlich müssten sie potenziell berufsbedingte Hauterkrankungen eigentlich im Rahmen arbeitsmedizinischer Vorsorge- und Betreuungsuntersuchungen bemerken. Allerdings melden sie nach den Erfahrungen der BGW bislang nur relativ selten den Verdacht auf eine berufsbedingte Hauterkrankung an die Berufsgenossenschaft.
Die Initiative im Überblick
Vor diesem Hintergrund zielte das Projekt „Arbeitsmedizin & Berufsdermatologie“ darauf, Arbeitsmedizinern und Betriebsärzten Informationen zu vermitteln, damit sie stärker als Multiplikator und Lotse beim Vorbeugen und Erkennen berufsbedingter Hauterkrankungen agieren können. Nach einer Befragung zu Beginn des Projekts ist das Interesse bei den Arbeitsmedizinern und Betriebsärzten an einer Intensivierung der Zusammenarbeit mit der BGW groß. Darüber hinaus ergab die Befragung in der ersten Jahreshälfte 2009, an der sich rund 430 Personen beteiligten, dass ihnen die für sie relevanten Angebote der Berufsgenossenschaft nahezu unbekannt waren.
Abgestimmt auf diese Ausgangssituation erfolgten in der Initiative „Arbeitsmedizin & Berufsdermatologie“ folgende Maßnahmen:
- Durchführung einer Weiterbildungsreihe „Berufsdermatologische Seminare“.
- Überarbeitung und Erweiterung einer CD-ROM zum Thema, die bis dahin auf Dermatologen zugeschnitten war.
- Ausbau der Kooperation mit Fachverbänden und deren Veranstaltungsagenturen
- Präsenz bei Kongressen und Tagungen für Arbeitsmediziner und Betriebsärzte
Weiterbildungsreihe „Berufsdermatologische Seminare“
Wissenschaftlich unterstützt durch das Institut für Dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm) an der Universität Osnabrück, startete die BGW im November 2009 eine Veranstaltungsreihe mit berufsdermatologischen Fortbildungsangeboten für Arbeitsmediziner und Betriebsärzte. Bis Februar 2011 fanden insgesamt sieben Seminare an verschiedenen Standorten statt – in Kooperation mit den Landesverbänden Niedersachsen und Hessen des Verbandes Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW). Alle Angebote waren nach der Fortbildungsordnung durch die jeweiligen Ärztekammern zertifiziert. Zu den Seminarinhalten gehörten unter anderem die Vorstellung der Schulungs- und Beratungszentren „BGW schu.ber.z“, der Maßnahmen zur sekundären Individualprävention und der BGW-spezifischen Präventionsprodukte für hauterkrankte Beschäftigte, die adäquate Handschuhversorgung, das Stufenverfahren Haut und die berufsdermatologische Diagnostik und Therapie.
CD-ROM „Hauptsache Hautschutz – Informationen für Dermatologen und Arbeitsmediziner“
Im Jahr 2010 gab die BGW eine überarbeitete Fassung ihrer CD-ROM „Hauptsache Hautschutz“ heraus, die seither neben überarbeiteten dermatologischen Inhalten auch einen arbeitsmedizinischen Teil enthält. Auf der CD finden sich Informationen, Vordrucke und Formulare, Grundlagen und Gebührenregelungen, Empfehlungen, Merkblätter und Richtlinien, Hautschutzpläne, Ratgeber und Broschüren, Adressen zu Berufsdermatologie und Arbeitsmedizin im Internet sowie Links zu relevanten öffentlichen Quellen, medizinischen Verbänden, Instituten und Unfallversicherungsträgern. Die Nutzer können bereits im Hauptmenü zwischen Materialien für Dermatologen und für Arbeitsmediziner wählen. Die CD-ROM „Hauptsache Hautschutz – Informationen für Dermatologen und Arbeitsmediziner“ ist im Mai 2013 aktualisiert worden und lässt sich unter http://www.bgw-online.de, Suchstichwort: CD-DERM, bestellen.
Kongresse, Tagungen und Kooperationen
Die BGW war während der Projektlaufzeit von Februar 2009 bis Dezember 2011 auf allen arbeitsmedizinischen Tagungen und Kongressen mit mehr als 100 erwarteten Teilnehmern präsent. Darüber hinaus erweiterte die Berufsgenossenschaft im Rahmen der Initiative ihr Veranstaltungsangebot für Arbeitsschutzexperten. Ergänzend zu der bereits seit 2004 an der BGW-Akademie Dresden stattfindenden Fachtagung „BGW trialog“ für Arbeitsmediziner, Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit fanden 2011 die „1. BGW Sifa-Fachtagung“ und die arbeitsmedizinische Konferenz „Arbeitsmedizin 2.11“ statt. Wie der „BGW trialog“ werden diese Konferenzen im zweijährigen Rhythmus fortgesetzt. Hier und bei weiteren Veranstaltungen arbeitet die BGW mit Fachverbänden und deren Veranstaltungsagenturen zusammen, entsprechende Kooperationen wurden erheblich ausgebaut.
Projektergebnisse und Ausblick
Durch den Ausbau ihrer Teilnahme an Fachmessen und Kongressen erreicht die BGW mehr Arbeitsmediziner und Betriebsärzte als vor dem Projekt. Die erweiterten Kooperationen zwischen der Berufsgenossenschaft, Verbänden und Agenturen bringen den Erfahrungen nach allen Beteiligten Vorteile: Es ergeben sich Synergieeffekte, Kosten- und Ressourceneinsparungen. Gleichzeitig lässt sich wertvolles Wissen für Arbeitsmediziner und Betriebsärzte weiter in der Zielgruppe verbreiten, als dies ohne die Kooperationen möglich wäre.
Die Präventionsprodukte, Schulungsangebote und das allgemeine Beratungsangebot der BGW stießen auf Messen und anderen Veranstaltungen durchweg auf positive Resonanz. Auch die sieben berufsdermatologischen Seminare für Arbeitsmediziner und Betriebsärzte waren ein Erfolg. Insgesamt nahmen 213 Personen daran teil, 98 Prozent bewerteten die Veranstaltungen mit „gut“ oder „sehr gut“. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wünschten sich sogar noch mehr Angebote für die Zielgruppe. Diesen Bedarf versucht die BGW mit ihren bewährten und neuen Veranstaltungsreihen zu decken: dem „BGW trialog“, dem Delmenhorster Betriebsärzteseminar sowie den arbeitsmedizinischen Konferenzen und Sifa-Fachtagungen.
So wird sich die BGW auch zukünftig für eine intensive Zusammenarbeit mit den Arbeitsschutzexperten, die ihre Mitgliedsbetriebe betreuen, einsetzen. Das Thema Hauterkrankungen wird dort – genauso wie andere berufsbedingte Erkrankungs- und Belastungsschwerpunkte sowie die Organisation des Arbeitsschutzes – weiterhin eine wichtige Rolle spielen.
Für die Autoren
Falk Melching
Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)
Pappelallee 33/35/37
22089 Hamburg