DGAUM und BARMER gründen Unternehmensnetzwerke zur Förderung des betrieblichen Gesundheitsmanagements in kleinen und mittleren Betrieben in Thüringen
Das Thema Gesundheit wird in der Arbeitswelt immer wichtiger. Gesunde, leistungsfähige und motivierte Mitarbeiter sind die Basis für wirtschaftlichen Erfolg. Unternehmen brauchen gesunde Mitarbeiter, auch um das Problem fehlender Fachkräfte nicht durch krankheitsbedingte Ausfälle zu verstärken. Mit Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung und des betrieblichen Gesundheitsmanagements können Arbeitgeber Fachkräfte an sich binden und neue hinzu gewinnen, indem sie sich für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter engagieren. Das gilt für Unternehmen jeder Größe, doch kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) haben oft wenig Erfahrung um und Ressourcen für das Thema Gesundheitsmanagement und tun sich in der Umsetzung von Maßnahmen schwer. Hinzu kommt, dass in vielen KMU wenig Wissensaustausch stattfindet – vor allem, wenn diese kaum von Betriebsärzten oder Gesundheitsbeauftragten besucht werden.
2017 hat die die DGAUM in Kooperation mit der BARMER das Modellprojekt „Gesund arbeiten in Thüringen“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, die betriebliche Gesundheitsförderung und das betriebliche Gesundheitsmanagement in Thüringen durch Netzwerkarbeit in den Unternehmen zu verbessern und eine Verknüpfung zu arbeitsmedizinischen Themen herzustellen. Die Unternehmensnetzwerke richten sich insbesondere an Kleinst- und Kleinunternehmen sowie mittlere Unternehmen (KMU) aller Branchen in Thüringen. Für sie stellen Netzwerke eine besonders attraktive Möglichkeit dar, sich Themen anzunehmen, die sie im Alleingang nur schwer stemmen könnten. Auswertungen haben ergeben, dass sich vor allem KMU schlecht über Themen des betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes informiert fühlen (vgl. ASU 1/2019). Die Struktur eines Kleinbetriebs kann zudem erhebliche Schwierigkeiten bei der Umsetzung gesundheitsförderlicher Arbeitsbedingungen mit sich bringen: Knappes Zeitmanagement, stärkere Auswirkungen von personalen Ausfällen oder ein höheres finanzielles Risiko. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass betriebliche Gesundheitsförderung auch in kleinen und mittelständischen Betrieben gelingen kann. Ziel des Projekts „Gesund arbeiten in Thüringen“ ist es daher, Unternehmen miteinander zu vernetzen, um gemeinsam an der Umsetzung eines nachhaltigen betrieblichen Gesundheitsmanagements zu arbeiten, welches Maßnahmen der betrieblichen Prävention und Gesundheitsförderung verbindet. Durch regelmäßigen Erfahrungsaustausch lassen sich Wissen und Kompetenzen bündeln, die Kooperationspartner DGAUM und BARMER liefern Expertise und im Miteinander wird das Thema Gesundheit vorangebracht. Kurz gesagt: Was man allein nicht umsetzen kann, geht im Netzwerk leichter.
Entstanden sind mittlerweile drei Unternehmenswerke in Thüringen mit über 30 teilnehmenden Unternehmen unterschiedlicher Größe und aus unterschiedlichen Branchen. Anfang des Jahres haben die Auftaktveranstaltungen in Gera, Suhl und Erfurt stattgefunden, die zunächst einem Kennenlernen und erstem Austausch dienten. Jedoch zeigten sich bereits hier viele ähnliche Themenfelder, die die Unternehmen beschäftigen: unter anderem psychische Erkrankungen, Wiedereingliederung nach langer Krankheit oder die Frage, ob auch kleine Betriebe eine Gefährdungsbeurteilung machen müssen. Im nächsten Schritt soll in den Unternehmensnetzwerken von „Gesund arbeiten in Thüringen“ eine Bedarfsanalyse gemacht werden um darauf aufbauend praktische und zielgerichtete Maßnahmen der Gesundheitsförderung und der Arbeitsmedizin anbieten zu können. Bei Bedarf werden die Unternehmen arbeitsmedizinisch begleitet und in allen Fragen rund um die betriebliche Gesundheitsförderung beraten
Handlungsbedarf besteht angesichts des Fachkräftemangels in Thüringen vor allem darin, Mitarbeiter gesund und damit motiviert und arbeitsfähig zu erhalten. Unternehmer sollten sich dabei nicht nur an den Fehlzeiten ihrer Mitarbeiter orientieren, denn nicht auf alles kann das betriebliche Gesundheitsmanagement Einfluss nehmen: Private Belastungen, chronische Krankheiten oder eine Grippewelle und schon ist die Statistik hinfällig. Neben dem Krankenstand sollten daher auch weiche Parameter wie das Betriebsklima oder die Mitarbeiterzufriedenzeit als Indikatoren herangezogen werden. „Gesunde, leistungsfähige und motivierte Mitarbeiter sind die Basis für wirtschaftlichen Erfolg. Die Unternehmen brauchen gesunde Mitarbeiter und das Problem fehlender Fachkräfte darf nicht durch krankheitsbedingten Ausfall noch verstärkt werden“, sagt Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Thüringen. Zudem befinden Gesellschaft und Arbeitswelt sich in einem starken Wandel. Wo früher oft das Gehalt ausschlaggebend war, spielen heute weiche Faktoren für Arbeitnehmer eine immer wichtigere Rolle. Dazu gehören flexible Arbeitszeit- und Arbeitsortmodelle, eine moderne Unternehmenskultur und auch betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) und betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM).
Immer mehr Firmen erkennen betriebliche Gesundheitsförderung auch als Instrument zur Fachkräftesicherung und zur Gewinnung neuer Mitarbeiter. „Engagement in den Feldern betriebliche Gesundheitsförderung und betriebliches Gesundheitsmanagement führt zu weniger krankheitsbedingten Ausfällen. Gesunde Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind außerdem motivierter. Letztlich steigert das die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen“, unterstreicht Prof. Dr. Hans Drexler, Präsident der DGAUM, den präventiven Ansatz des neuen Unternehmensnetzwerks „Gesund arbeiten in Thüringen“.
Es ist daher immens wichtig, dass vor allem die Unternehmensleitung hinter den Maßnahmen der betrieblichen Prävention und Gesundheitsförderung steht und die Gesundheit als Teil der gelebten Unternehmenspolitik versteht. Umgekehrt wollen aber auch die Mitarbeiter gefragt werden, statt ein Konzept „von oben“ diktiert zu bekommen. Für ein erfolgreiches BGM ist es also unabdingbar, beide Seiten von Anfang an aktiv in den Prozess einzubeziehen.
Veranstaltungshinweis
Freitag, 22. März 2019
Fachkräftebedarf: Wie kann betriebliche Gesundheitsförderung unterstützen? – Praxisinformationen für Arbeitgeber
Informationsveranstaltung im Rahmen der DGAUM Jahrestagung
13:30 bis 16:30 Uhr
Messe Erfurt, Raum Adam Ries, Gothaer Str. 34, 99094 Erfurt
Weitere Informationen im Programm der Jahrestagung unter:
“Gesund arbeiten in Thüringen“
Das Projekt „Gesund arbeiten in Thüringen“ ist das erste arbeitsmedizinische Modellvorhaben nach dem Präventionsgesetz und wurde 2017 ins Leben gerufen. Initiatoren und Förderer des Projekts sind die DGAUM und die BARMER. Die Schirmherrschaft hat Heike Werner vom Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie übernommen.
Im Fokus des Modellvorhabens stehen die Betriebliche Gesundheitsförderung und das Betriebliche Gesundheitsmanagement insbesondere in kleinen und mittelständischen Unternehmen in Thüringen. Das große Ziel ist es, Lösungen zu entwickeln, um flächendeckend Beschäftigte und Betriebe besser und nachhaltig mit betriebsmedizinischen Angeboten zu versorgen.
Mehr zum Projekt erfahren Sie unter www.gesund-arbeiten-in-thueringen.de
Gesundheitliche Bedeutung von NO2 in der öffentlichen Diskussion
In Deutschland erleben wir derzeit wieder eine heftige Diskussion über Fahrverbote für Dieselfahrzeuge, wobei vor allem Gesundheitsrisiken durch NO2 als Begründung verwendet werden. Aber wie sind diese Risiken tatsächlich einzuordnen?
Mehr zum Wissenschaftsstand der Toxikologie und Epidemiologie, welche gesundheitlichen Auswirkungen verkehrsabhängige Schadstoffe wie NO2 haben und wie wir in der öffentlichen Diskussion weiterkommen können erfahren Sie in der Pressemitteilung der DGAUM unter www.dgaum.de/kommunikation/pressemitteilungen