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Gesundheitsmanagement für Entsandte und Dienstreisende der BASF SE

Die wichtigsten präventiven Maßnahmen bei Entsendungen sind eine ausführliche reisemedizinische Beratung und die Durchführung der empfohlenen Impfungen vor der Reise. Während der Dienstreise oder Ent-sendung muss die medizinische Versorgung bei akuten Gesundheitsbeschwerden oder im Notfall sichergestellt sein.

Organisation des Gesundheits-managements für Entsandte und Dienstreisende

Über die gesetzlichen Verpflichtungen hin-aus garantiert die BASF SE ihren Mitarbeitern weitergehende reisemedizinische Vorsorgemaßnahmen und eine medizinische Versorgung während der Dienstreise oder Entsendung. Betriebliche Grundlage ist eine für alle Gruppengesellschaften der BASF weltweit verbindliche Richtlinie („Respon-sible Care Requirement Health Management for BASF Business Travelers und Transferees“). Die (reise-)medizinische Betreuung der BASF SE-Mitarbeiter wird durch das „Kompetenzzentrum Gesundheitsmanage-ment für Entsandte und Reisende“ der Abteilung „Occupational Medicine & Health Protection“ sichergestellt. Zu dessen Aufgaben gehören die Koordination der anfallenden Untersuchungen, das Notfallmanagement im Ausland, der Kontakt zu externen Partnern und die Qualitätssicherung.

Alle Auslandsentsendungen werden zudem durch die Transferabteilung organisiert, die zur Personalabteilung gehört. Diese mel-det die notwendigen Untersuchungen vor Beginn der Entsendung am oben genannten Kompetenzzentrum an.

Für den Reisenden gibt es auf der BASF Intranet-Homepage der Abteilung „Occupational Medicine & Health Protection“ re-levante reisemedizinische Informationen. Dort finden sich auch Hinweise auf entsprechende reisemedizinisch relevante Inter-net-Seiten. Alle Dienstreisenden werden bei Reisebuchung durch eine E-Mail automatisch auf diese Homepage hingewiesen. Bestimmte Mitarbeitergruppen werden über das Angebot bzw. die Notwendigkeit einer reisemedizinischen Beratung gezielt informiert (z. B. Vorträge für Vertriebseinheiten mit weltweiten Aktivitäten). Im Rahmen der Einstellungsuntersuchung werden neue Mit-arbeiter, zu deren Aufgaben auch Dienstreisen gehören, frühzeitig reisemedizinisch beraten.

Bei Kurzreisen liegt es in der Verantwor-tung des Vorgesetzten und des reisenden Mitarbeiters, die reisemedizinische Beratung anzumelden. In der Regel wenden sich die Dienstreisenden telefonisch oder online an das Kompetenzzentrum Gesundheitsmanagement. Mithilfe eines vom Mitarbeiter be-reits vorab ausgefüllten Formblatts können das Reiserisikoprofil und der individuelle Gesundheitsstatus anhand eines einfachen Beurteilungsschemas grob eingeschätzt wer-den (siehe  Tabelle 1). Reisemedizinisch qualifizierte Krankenpfleger planen darauf-hin die ärztlichen reisemedizinischen Beratungen. Dieser Prozess ermöglicht vorab ebenfalls eine Aufklärung über empfohlene Impfungen.

An allen größeren Standorten der BASF weltweit gibt es Ärzte oder Vertragsärzte der BASF, die Mitarbeitern vor Ort Hilfestellung geben können. Durch dieses Netzwerk werden auch Informationen über die medizinische Infrastruktur sowie aktuelle, reisemedizinisch relevante Informationen ausgetauscht.

Beurteilung des Gesundheitsrisikos auf Dienstreisen

Für alle Dienstreisenden ins Ausland besteht das Angebot zur reisemedizinischen Beratung. Die Zahl der ins Ausland dienstlich Kurzreisenden lässt sich nur schätzen und liegt vermutlich bei mehreren Tausend pro Jahr.

Die meisten dieser Dienstreisen sind aufgrund des Reiseziels und der Aktivität vor Ort mit keinem erhöhten Gesundheitsrisiko verbunden (z. B. Kundenbesuch in New York). Es gibt jedoch auch zahlreiche Reisen mit einem erhöhten Gesundheits-risiko durch die klimatischen Bedingungen am Zielort und/oder Tropenkrankheiten (z. B. technische Beratung in Malaysia). Be-stimmte Mitarbeitergruppen befinden sich sehr häufig dienstlich im Ausland und haben daher schon durch die häufigen Reisen ein erhöhtes Gesundheitsrisiko. Außerdem gibt es Dienstreisende mit Vorerkrankungen, die möglicherweise problematisch werden können, auch bei an sich eher unkritischen Aufenthalten im Ausland, allein durch die andersartige oder fehlende medizinische Infrastruktur.

Ob im Einzelfall ein Beratungsanlass vor-liegt, müssen die zuständige Dienststelle und der Reisende ggf. in Rücksprache mit einem reisemedizinisch qualifizierten Arbeitsmediziner festlegen ( Abb. 1). Fragen zu gesundheitlichen Beschwerden des Mitarbeiters werden natürlich vertraulich zwi-schen Arzt und Patient behandelt.

Liegt die letzte reisemedizinische Beratung nicht zu lange zurück (weniger als drei Jahre) und gab es zudem keine gravierenden gesundheitlichen Veränderungen, kann die Beratung vor einer Reise auch telefonisch erfolgen.

Bestimmte Arbeitsaufenthalte machen aufgrund gesetzlicher Bestimmungen der Zielländer spezielle Untersuchungen erfor-derlich (z. B. Röntgen-Thorax zum Tuberku-lose-Screening). Die entsprechenden Visa-Bestimmungen oder Bedingungen für die Erteilung der Aufenthalts- und Arbeitserlaub-nis ändern sich ständig und können auch innerhalb eines Landes von Region zu Region unterschiedlich sein (z. B. China). Über die aktuellen Bestimmungen informiert das Auswärtigen Amt auf seiner Homepage.

Reisemedizinische Beratung

Das Basisprogramm der reisemedizinischen Beratung umfasst neben der Erhebung der Anamnese, eine orientierende körperliche Untersuchung, die Erstellung eines Impfplanes und die Durchführung der notwendigen Impfungen. Ergänzend werden, je nach Indikation, weitere technische oder labormedizinische Untersuchungen durchgeführt (z. B. Hepatitis-Serologie).

Daneben stehen Informationen über ge-sundheitlichen Risiken durch die Reise und am Zielort im Vordergrund. Die Beratung er-folgt unter Berücksichtigung des individuellen Gesundheitszustandes, z. B. im Hinblick auf die Beschaffung von Dauermedikamenten bei Langzeitaufenthalten (vor allem bei psychoaktiven Substanzen eventuell problematisch) oder eine regelmäßig erforderliche Vorstellung bei Fachärzten (z. B. in der Tumornachsorge oder bei chronischen Erkrankungen). Im Beratungsgespräch für Entsandte wird empfohlen, ausstehende Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt, Augenarzt oder Frauenarzt möglichst noch vor Ausreise durchzuführen.

Auf mögliche sprachliche und kulturelle Barrieren bei Kontakten zu medizinischen Einrichtungen bzw. Ärzten im Krankheitsfall wird hingewiesen. Ausführlich wird das Vorgehen bei Gesundheitsstörungen bis hin zu einem lebensbedrohlichen Notfall besprochen. Es wird empfohlen, diese Informationen während der Reise bereit zu halten. Bei längeren Aufenthalten sollte sich der Mitarbeiter über Lage und Erreichbarkeit der medizinischen Anlaufstellen orientieren, gegebenenfalls diese sogar zu Beginn des Aufenthaltes aufsuchen.

Nicht zuletzt ist auch die psychosoziale Beanspruchung, insbesondere der Familienangehörigen, bei Entsendungen ein wichtiges Thema des Beratungsgesprächs. Gerade deshalb ist es wichtig, ausreichend Zeit für Fragen des Mitarbeiters einzuplanen.

Des Weiteren werden im Rahmen der reisemedizinischen Beratung

  • eine Reiseapotheke mit Medikamenten zur Selbstbehandlung von leichteren Gesundheitsstörungen (optional auch Verbandstoffe, sterile Kanülen und Spritzen) übergeben,
  • verschreibungspflichtige Medikamente zur Prophylaxe und Therapie von Infektionen (z. B. Malariamittel, Antibiotika), falls erforderlich, verordnet,
  • das „Tropen- und reisemedizinische Merkblatt“ der BASF mit umfassenden Informationen zu vorbeugenden Maßnahmen, Impfungen, reisebedingten Er-krankungen und Gesundheitsproblemen, aber auch zum Notfallmanagement, überreicht und
  • Erste-Hilfe-Kurse für Entsandte und ihre Familienangehörigen angeboten.

Die reisemedizinische Beratung schließt auch Erkrankungen oder Gesundheitsbeschwerden ein, die nach Rückkehr von einer Entsendung oder Delegation bestehen oder auftreten. Falls erforderlich, erfolgt die Vorstellung bei einem Tropenmediziner.

Untersuchungsanlass Auslandsentsendung

Vom Standort Ludwigshafen, Hauptsitz der BASF SE, sind ständig im Durchschnitt ca. 500 Mitarbeiter in über 35 verschiedene Länder entsandt. Der Aufenthalt dauert in der Regel mehrere Jahre und die Mitarbeiter werden meistens von ihrer Familie begleitet. Eine Entsendung ins Ausland löst, je nach Zielort, eine strukturierte reisemedizinische Untersuchung und Beratung aus. Die Untersuchung wird auch den mit ausreisenden Familienangehörigen angeboten. Kinder unter 14 Jahren stellen sich zumeist gegen Kostenerstattung bei ihrem Kinderarzt oder Hausarzt vor.

Die Untersuchungsfristen richten sich nach den Arbeitsmedizinischen Regeln (AMR). Der Untersuchungsumfang ist analog des alten BG-Grundsatzes G 35. Die dort empfohlenen allgemeinen und speziellen Untersuchungen gehören zum Basisuntersuchungsprogramm. Zusätzlich wird in der BASF routinemäßig eine Lungenfunktions-untersuchung durchgeführt. Angeboten wird zudem u. a. ein HIV-Test. Als Ergänzungsuntersuchungen werden, je nach Indikation, weitere technische oder labormedizinische Untersuchungen (z. B. Blutgruppenbestimmung, Belastungs-EKG etc.) vorgenommen. Gegebenenfalls erfolgt die Vorstellung bei einem externen Facharzt.

Vorgehen bei Gesundheitsstörungen im Ausland

Während des Auslandsaufenthalts besteht für alle Dienstreisenden sowie Entsandten und deren Angehörige die Möglichkeit, mit einem Arzt bei der BASF in Ludwigshafen Kontakt aufzunehmen. Üblicherweise wird der Arzt kontaktiert, der auch die Untersuchung bzw. Beratung vor Ausreise durchführte. Alternativ steht der diensthabende Arzt am Standort Ludwigshafen 24 Stunden rund um die Uhr als Berater zur Verfügung. Typische Beratungsanlässe sind die Suche nach einem geeigneten ärztlichen Ansprechpartner vor Ort, neu aufgetretene Gesundheitsstörungen oder die Vermittlung einer spezialisierten Diagnostik oder Therapie in der Heimat.

Für das Auftreten von Gesundheitsstörungen im Ausland wird den Mitarbeitern ein stufenweises Vorgehen nahegelegt:

  • Bei leichteren Gesundheitsstörungen, wie z. B. Kopfschmerzen, Durchfall, aber auch kleinen Verletzungen, können die Mitarbeiter sich mit der Reiseapotheke selbst behandeln, wie sie sich in der Heimat auch selbst behelfen würden.
  • Besteht Unsicherheit über die Schwere der Erkrankung oder handelt es sich sicher um eine gravierende Erkrankung, sollte im Gastland umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Die BASF-Standorte kennen in der Regel entsprechende lokale Adressen. Auf der Homepage des Intranets der Abteilung „Occupational Medicine and Health Protection“ befinden sich aktuelle Empfehlungen zu medizinischen Einrichtungen und ärztliche Ansprechpartner an den wichtigsten BASF-Standorten.
  • Alternativ oder bei schweren akuten Er-krankungen/Unfällen können zudem jederzeit die regionalen Alarmzentralen eines durch die BASF beauftragten externen Dienstleisters erreicht werden. Diese Alarmzentralen vermitteln Informationen über Fachärzte und Krankenhäuser vor Ort.

Evakuierungen in das Heimatland oder an einen Ort, an dem geeignete therapeutische Mittel vorhanden sind, werden nach erfolgter Autorisierung durch die Abteilung „Occupational Medicine and Health Protection“ in Ludwigshafen durch einen externen Dienstleister abgewickelt.

Qualitätssicherung

Alle reisemedizinisch beratenden Kollegen der Abteilung „Occupational Medicine and Health Protection“ sind von der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Inter-nationale Gesundheit reisemedizinisch zer-tifiziert. Mehrere Kollegen sind zudem als Gelbfieberimpfärzte zugelassen. Das reisemedizinische Fachwissen der Ärzte und der Krankenpfleger des Impfteams wird durch den Besuch von Fortbildungen und Kongressen ständig aktualisiert. Gängige Fachzeitschriften stehen online und in Papierform zur Verfügung. Im Rahmen ärztlicher Kolloquien werden aktuelle Fachinformatio-nen ausgetauscht.

Alle medizinischen Daten, einschließlich der Impfungen, werden in elektronischen Akten gespeichert und regelmäßig nach Qualitätsgesichtspunkten ausgewertet. 

Literatur

Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaf-ten: BGI 504-35, (Auswahlkriterien für die spezielle arbeitsmedizinische Vorsorge nach dem Berufsgenossen-schaftlichen Grundsatz G 35). Carl Heymanns Verlag KG, Januar 2005

    Weitere Infos

    Auswärtiges Amt: Reisen und Gesundheit

    http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/01-Laender/Gesundheitsdienst/Uebersicht_node.html

    Aktuelle Informationen zu Gesundheitsrisiken welt-weit der Weltgesundheitsorganisation

    https://www.who.int/

    Impfempfehlungen des Robert-Koch-Instituts

    http://www.rki.de

    Reisemedizinische Fachinformationen und Fortbildungsveranstaltungen der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit e. V. (DTG)

    http://www.dtg.mwn.de

    Autor

    Dr. med. Henning Thiele

    Abteilung „Occupational Medicine and Health Protection”

    BASF SE – GUA H308

    67056 Ludwigshafen

    henning.thiele@basf.com

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