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Arbeitsmedizin in der DACH-Region

„Arbeitswelt in der DACH-Region“, also in Deutschland, Österreich und der Schweiz, lautet der Schwerpunkttitel dieser Ausgabe von Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Umweltmedizin. Ein Blick über die Grenzen kann uns wertvolle Hinweise für die eigene Arbeit und die Weiterentwicklung des Faches Arbeitsmedizin liefern. Die Beiträge zum Schwerpunktthema in dieser Ausgabe sollen daher im Folgenden kurz vorgestellt werden:

Machan et al stellen das österreichische Projekt zur Asbestnachsorge vor. Bereits seit 2004 kombiniert die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) in Österreich ein medizinisches Angebot zur Früherkennung von Lungenkrebs mit einer psychosozialen Betreuung der Betroffenen und ihren Angehörigen. Dieses Angebot ist in dieser Kombination und in seiner Nachhaltigkeit sicherlich einzigartig und kann Vorbildcharakter für entsprechende Programme in der Schweiz und Deutschland sowie auch in anderen Ländern haben. In dem Artikel werden sehr genau die einzelnen Komponenten des Angebots beschrieben und die wesentlichen Ergebnisse kurz dargestellt. Insgesamt handelt es sich hier um ein gutes Beispiel für eine differenzierte Vorsorgestrategie, weg vom Gießkannenprinzip, hin zu zielgenauen Angeboten in der arbeitsmedizinischen Vorsorge einschließlich nachgehenden Vorsorge.

Aus der Schweiz kommt ein Beitrag, der sich mit „arbeitsmedizinischer Vorsorge“ bzw. Tauglichkeitsfragen bei Personen, die beruflich gegenüber ionisierender Strahlung exponiert sind, beschäftigt. Klaus Stadtmüller von der schweizerischen Versicherungsanstalt SUWA beleuchtet die rechtlichen Rahmenbedingungen und die arbeitsmedizinische Evidenz für das Vorgehen aus Sicht eines Arbeitsmediziners in der Schweiz, der in Deutschland „ermächtigter Arzt“ gewesen ist. In seinem Artikel plädiert er dafür, dass bei medizinischen Untersuchungen von Beschäftigten mit Strahlenexposition klar zwischen Gesundheitsschutz für die Beschäftigten auf der einen Seite und Betriebssicherheit für das Unternehmen auf der anderen Seite differenziert werden muss. Er beschreibt, dass die schweizerische Unfallversicherungsanstalt ein routinemäßiges Medical Screening für beruflich strahlenexponierte Personen eingestellt hat. Die Auswertung von fast 160.000 Untersuchungen im Rahmen der arbeitsmedizinischen Vorsorge zeigte, dass in 15 Jahren keine einzige strahlenbedingte Berufskrankheit aus der Vorsorge heraus bekannt wurde und auch nur eine sehr kleine Zahl von auffälligen Befunden detektiert wurden. Der Artikel berührt somit die Frage nach der Aufwand-Nutzenrelation medizinischer Untersuchungen und kann wichtige Anregungen für entsprechende Diskussionen in der DACH-Region liefern.

Eine grenzüberschreitende Befragung in der DACH-Region stellen Jiménez und Strunk aus Österreich vor. Über 3.500 Menschen wurden von der Universität Graz und der Firma Research-Team zu ihrem Arbeitsalltag befragt. Es handelt sich um ein Projekt, das bereits seit 2006 in regelmäßigen Abständen durchgeführt wird. Ein Auszug aus den umfassenden Befragungsergebnissen zu den Themen Personalbindung, psychische Arbeitsbelastung, Arbeitszeiten, gesundheitsförderliche Führung, Agilität, Erholung - und Beanspruchung sowie Krankenstand und Präsentismus werden von den Autoren präsentiert.

Ein weiterer Artikel zum Thema Asbest, der das ärztliche Meldeverhalten von Berufskrankheiten in Österreich am Beispiel Mesotheliom beleuchtet, gibt wichtige Anregungen für die medizinische, insbesondere pneumologische und onkologische Praxis und weist auf die mutmaßliche enorme Dunkelziffer von Berufskrankheiten hin. Es wird angeregt, dass in Österreich alle Ärztinnen und Ärzte in einer Kampagne über ihre Verpflichtung, Berufskrankheiten anzuzeigen, informiert werden. Darüber hinaus wird darauf hingewiesen, dass auch im Medizinstudium bereits grundlegende arbeitsmedizinische Kenntnisse zu vermitteln sind. Ein Plädoyer, das sicherlich grenzübergreifend Bedeutung hat und größere Beachtung finden sollte.

Insgesamt glaube ich, dass in der vorliegenden Ausgabe der ASU wichtige Gedankenanstöße für die Wissenschaft und die Praxis gegeben werden. Das Thema Arbeitsmedizin in Deutschland, Österreich und der Schweiz wird auch bei der 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin am 11. März 2020 in München vertieft dargestellt werden. In der Veranstaltung werden neben einigen Autoren dieses Heftes auch weitere interessante Vorträge zum Thema gehalten und diskutiert werden. Ich möchte Sie schon jetzt sehr herzlich zu unserer Jahrestagung einladen und wünsche zunächst bei der Lektüre des vorliegenden Heftes zahlreiche neue Erkenntnisse.

Univ.-Prof. Dr. med. Thomas Kraus

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