Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Schwerpunkt Hautschutz

Die arbeitsmedizinische Betreuung von Arbeitnehmern und Betrieben erfordert ein breites arbeitsmedizinisches und sozialmedizinisches Wissen. Der Betriebsarzt muss sich u. a. um die berufliche Wiedereingliederung von erkrankten Personen kümmern, soll primärer Ansprechpartner beim Aufbau eines beruflichen Gesundheitsmanagements sein, muss sich um die psychischen Belastungen und Beanspruchungen der Mitarbei-ter kümmern, analysiert die Krankenstände in verschiedenen Arbeitsbereichen und ist Ansprechpartner der Personalabteilung in Sachen demografischer Wandel. Viele dieser Tätigkeitsbereiche werden in der Zwischenzeit auch durch Nicht-Ärzte besetzt, zum Teil weil Betriebsärzte fehlen, zum Teil aber auch, weil die Kosten für die Einsatzzeit eines Betriebsarztes in der Regel höher sind als die für andere Professionen. Es gibt aber ärztliche Kernkompetenzen, die weder substituierbar noch delegierbar sind. Insbesondere dann, wenn Arbeitnehmer untersucht werden und wenn Arbeitnehmer bei bereits eingetretener Erkrankung beraten und ggf. (mit)therapiert werden müssen. Dank der großen Errungenschaften der Prävention sind die Zeiten, in denen massenhaft arbeitsbedingte Erkrankungen an Arbeitsplätzen zur Beobachtung kamen, längst vorbei. Es gibt allerdings Arbeitsbereiche, an denen noch immer ein hohes berufliches Erkrankungsrisiko besteht, beispielsweise in Labortierställen, wo bis zu 30 % aller Beschäftigten gegen Labortierproteine sensibilisiert sind. Auch hautbelastende Berufe stellen einen solchen Bereich dar. Dort treten noch immer arbeitsbedingte Hauterkrankungen bei einem großen Teil der Beschäftigten auf. Deshalb ist berufsdermatologisches Basiswissen unverzichtbar, wenn der Betriebsarzt seine Aufgabe in kompetenter Weise erfüllen will.

Schwere Hauterkrankungen bedürfen fachdermatologischer Behandlung. Der Betriebsarzt kann hier oftmals unter-stützend tätig werden. Schwere Hauterkran-kungen entstehen aber nicht über Nacht und auch nicht in sehr kurzer Zeit. Häufig wird über viele Jahre hinweg eine minimale Hautläsion, beispielsweise in den Fingerzwischenräumen, ignoriert oder einfach als unvermeidbar bei der Ausführung mancher Tätigkeit hingenommen. Bestehen minimale Hautveränderungen, ist dadurch das Risiko für eine Sensibilisierung (sog. Pfropfsensibilisierung) ganz erheblich gesteigert. Bereits minimale Hauterscheinungen müs-sen daher also mit aller Konsequenz ange-gangen werden, um so schwere Hauterkran-kungen zu verhüten. Wenn alle technischen und organisatorischen Maßnahmen ausgeschöpft sind und gefährliche Arbeitsstoffe auch nicht substituiert werden können, stellt der persönliche Körperschutz einen wichtigen Teil der Primärprävention dar. Neben den Handschuhen kommt der Anwendung von Hautschutz- und Hautpflegepräparaten eine große Bedeutung zu. In diesem Heft sind daher auch die aktuellen Änderungen, die in die aktualisierte Leitlinie „berufliche Hautmittel“ einfließen werden, dargestellt. Die Auswahl von geeigneten Hautschutzpräparaten sollte der Betriebsarzt nicht der Fachkraft für Arbeitssicherheit oder anderen überlassen. Viele Vorstellungen, mit denen einzelne Präparate noch immer ausgelobt werden (z. B. hydrophiler Arbeitsstoff – lipophiler Hautschutz und umgekehrt), gelten als wissenschaftlich widerlegt und lassen sich damit nicht mehr halten. Wichtiger ist vielmehr, dass ein Hautschutzmittel frei von sensibilisierenden Konservierungs- und Duftstoffen ist und dass es Akzeptanz beim Anwender findet. Die ärztliche Kernaufgabe im engeren Sinn ist die arbeitsmedizinische Vorsorge. Im Rahmen der Sekundärprävention sieht der Betriebsarzt initiale Hautveränderungen und kann individuell beraten sowie gleichzeitig auch den Arbeitsplatz und die Schutzmaßnahmen überprüfen. Bei schweren Hauterkrankungen muss der Betriebsarzt den Arbeitnehmer begleiten, wenn dieser berufsdermatologisch behandelt wird, und insbesondere dann, wenn nach einer Krankheitsphase eine berufliche Eingliederung erfolgen soll. Auch das haben wir versucht, in dieser Ausgabe näher auszuführen.

Wir hoffen mit diesem Themenschwerpunkt die ärztliche Kompetenz in Sa-chen Hauterkrankungen zu stärken, da diese noch immer häufig vorkommen und im Betrieb nur von Betriebsärzten in umfassender und damit kompetenter Weise angegangen werden können.

Prof. Dr. med. Hans Drexler, Erlangen

Jetzt weiterlesen und profitieren.

+ ASU E-Paper-Ausgabe – jeden Monat neu
+ Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
+ Exklusive Webinare zum Vorzugspreis

Premium Mitgliedschaft

2 Monate kostenlos testen

Tags