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Die neue S2k-Leitlinie

Eignungsuntersuchung für Beschäftigte auf Offshore-Windenergieanlagen

– Im Gedenken an Ubbo Decker –

M. Velasco Garrido

A.M. Preisser

für die Leitliniengruppe

ASU Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 2019; 56: 785–788

Im Januar 2021 wurde auf dem Leitlinienportal der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) die S2k-Leitlinie „Arbeitsmedizinische Eignungsuntersuchung für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen auf Offshore-Windenergieanlagen und anderen Offshore-Installationen“ der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) und der Deutschen Gesellschaft für Maritime Medizin (DGMM) veröffentlicht.

Einführung

Die Offshore-Windenergiebranche hat sich in Deutschland seit der Inbetriebnahme des Windparks alpha ventus ca. 45 km nördlich der Insel Borkum im Jahr 2010 kontinuierlich weiterentwickelt, wenngleich in den letzten 5 Jahren die Geschwindigkeit des Ausbaus etwas nachgelassen hat. Besonders gewachsen sind die Dimensionen der Anlagen: Betrugen in 2010 der durchschnittliche Rotordurchmesser noch 93 m und die Nabenhöhe 75 m, waren es im Jahr 2015 jeweils 118 m und 88 m; in 2018 bereits 141 m Durchmesser und 108 m Höhe (IWES 2021). Die Leistung der Anlagen ist auch entsprechend gewachsen. In 2015 stellten Anlagen mit mehr als 4 Megawatt nur 15% der Anzahl der neu errichteten Anlagen, im Jahr 2018 waren es bereits annährend 40% (IWES 2021). Inzwischen nähert sich für die ersten Anlagen in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) bereits der Zeitpunkt des Rückbaus.

Die Relevanz der Frage nach der gesundheitlichen Eignung der Arbeitskräfte für die vielfältigen Tätigkeiten während Errichtung und Betrieb der Offshore-Windparks wurde bereits 2008 in der Deutschen Gesellschaft für Maritime Medizin (DGMM) erkannt, was in die Gründung der AG „Offshore“ mündete und zur Erstellung einer, zuletzt in 2012 aktualisierten „Empfehlung“ der DGMM e.V. für die Inhalte einer Eignungsuntersuchung führte (Velasco Garrido et al. 2021)

Auf dieser DGMM-Empfehlung aufbauend wurde zunächst über die AWMF und die Deutsche Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin (DGAUM), weiterhin in Zusammenarbeit mit der DGMM, eine S1-Leitlinie entwickelt. Die S1-Leitlinie „Arbeitsmedizinische Eignungsuntersuchung für Arbeitnehmer auf Offshore-Windenergieanlagen und anderen Offshore-Installationen“ wurde vom Vorstand der DGAUM verabschiedet und im Februar 2015 über die AWMF veröffentlicht. Die Aufwertung von „Empfehlung“ auf „Leitlinie“ hatte das vorrangige Ziel, durch höhere Standardisierung eine gegenseitige Anerkennung der Eignungsbescheinigungen (Fitness-Zertifikate) zwischen Deutschland und den anderen Staaten zu vereinfachen, die insbesondere in der Nordsee Offshore-Windenergieerzeugung betreiben (UK, Dänemark, Norwegen und die Niederlande) (Preisser et al. 2016). Durch die Veröffentlichung in dem Leitlinienportal der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Fachgesellschaften (AWMF) erfolgte auch eine Erweiterung des potenziellen Anwenderinnen-/Anwenderkreises und der Leserschaft.

Um dem kontinuierlichen Wissenszuwachs in annährend allen Bereichen der Medizin Rechnung zu tragen, begrenzt die AWMF die „Lebenszeit“ der Leitlinien auf maximal 5 Jahre. Spätestens dann soll eine Überprüfung und gegebenenfalls eine Aktualisierung erfolgen, die die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse berücksichtigt. Die spezifischen Belastungen und gesundheitlichen Probleme der Arbeiterinnen und Arbeiter der Offshore-Windenergieerzeugung waren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der S1-Leitlinie kaum empirisch erforscht gewesen (Mette et al. 2016; Velasco Garrido et al. 2017). Gibt man in die Datenbank der US National Library of Medicine „Pubmed“ die Suchwörter „offshore“, „wind“ und „health“ zusammen ein, lässt sich feststellen, dass bis 2015 keine Publikationen diesen Suchkriterien entsprachen. Zwischen 2016 und 2021 sind jedoch 14 Veröffentlichungen (ausgenommen nichtmedizinische Themen z.B. aus dem Bereich Ökologie, Zoologie oder Ozeanographie) unter dieser Verschlagwortung im Pubmed zu finden. Ein großer Anteil dieser Publikationen gibt die Ergebnisse aus Projekten des Zentralinstituts für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin zu den Themen wieder: internationale gesundheitliche Anforderungen für die Arbeit Offshore (Preisser et al. 2016], psychische Belastungen (Mette et al. 2017, 2018, 2019), ergonomische Belastungen (Velasco Garrido et al. 2018, 2019), Schlafprobleme (Velasco Garrido et al. 2020), Bedarf an Gesundheitsförderung (Mette et al. 2018) sowie kardiovaskuläre Anforderungen beim Offshore-Training (Preisser et al. 2019).

Entstehung der neuen S2k-Leitlinie

Das Ablaufdatum der S1-Leitlinie war der Januar 2020. Die AG Offshore der DGMM hatte bereits im Juli 2018 den Überarbeitungsbedarf der S1-Leitlinie formal festgestellt. Das zu erwartende Ende der Gültigkeit der S1-Leitlinie wurde von der Gruppe als Anlass genommen, diese methodisch aufzuwerten und eine S2k-Leitlinie zu entwickeln. Nach der Stufenklassifikation der AWMF stellt eine S1-Leitlinie die niedrigste Stufe in der Hierarchie bezüglich des Ausmaßes der angewandten Systematik in der Leitlinienentwicklung dar (AWMF 2021). Die S1-Leitlinie ist dadurch kennzeichnet, dass eine repräsentativ zusammengesetzte Sachverständigengruppe der herausgebenden Fachgesellschaft(en) im informellen Konsens eine Empfehlung erarbeitet, die vom Vorstand beziehungsweise den Vorständen der Fachgesellschaft(en) verabschiedet wird. In einer S2k-Leitlinie soll die Leitliniengruppe repräsentativ für den Adressatenkreis sein sowie Vertreterinnen und Vertreter der entsprechend zu beteiligenden Fachgesellschaft/en und/oder Organisation/en in die Leitlinienentwicklung frühzeitig eingebunden werden. Darüber hinaus bestehen die wesentlichen Unterschiede darin, dass die Konsensusfindung formalisiert erfolgt – statt informell – und deren Ergebnisse transparent in dem ausführlichen Leitlinienreport dargelegt werden (AWMF 2021).

Vor diesem Hintergrund wurde eine Leitliniengruppe konstituiert, in der die DGAUM und die DGMM durch Mandatstragende repräsentiert waren. Involviert in die Leitliniengruppe waren außerdem Betriebsärztinnen und -ärzte von Firmen, die in der Entwicklung und dem Betrieb von Offshore-Windparks tätig sind, Arbeitsmedizinerinnen und -mediziner, die bereits nach anderen internationalen Vorgaben (s. unten) Eignungsuntersuchungen für Offshore-Arbeit durchführen, eine Vertreterin der Aufsichtsbehörde, Repräsentanten der Industrie sowie ein Repräsentant der Betroffenen, das heißt der Beschäftigten in diesen Anlagen. Alle Beteiligten legten ihre potenziellen Interessenskonflikte mit Hilfe des entsprechenden Formblatts der AWMF offen. Die Relevanz der Interessenskonflikte in Bezug auf eine Beeinflussung der Leitlinie wurde in der Gruppe diskutiert. Die Konflikte und Ergebnisse der Gruppendiskussion sind im Leitlinienreport veröffentlicht worden.

Die Leitliniengruppe nahm als Grundlage für die Entwicklung der S2k-Leitlinie die Inhalte der Vorgängerin, der S1-Leitlinie. In der S1-Leitlinie waren die Regularien, Leitlinien und Standards aus Norwegen, UK und den Niederlanden (OGUK 2008, NOGEPA 2017, NDH 2012, Renewable UK 2013) bereits berücksichtigt worden. In einem ersten Schritt wurden die aktuellen Fassungen der internationalen Dokumente von der Leitliniengruppe gesichtet, um Änderungsbedarfe zu identifizieren. Dieser Schritt war notwendig, um die angestrebte gegenseitige Anerkennung der Eignungsbescheinigungen, die mit der S1-Leitlinie bereits erleichtert worden war, weiterhin zu gewährleisten. Unter Berücksichtigung der aktuellen Fassungen dieser internationalen Leitlinien sowie der arbeitsmedizinischen, betriebsärztlichen und wissenschaftlichen Erfahrungen der Leitliniengruppe wurde in einem ersten Treffen (Oktober 2019) der Überarbeitungsbedarf präzisiert und an einzelne Mitglieder im Sinne von Arbeitspaketen verteilt. Die von Einzelnen überarbeiteten Kapitel der Leitlinie wurden nun den anderen Autorinnen und Autoren der Leitlinie vorgelegt (die Überarbeitungen waren mit Hilfe des Textverarbeitungsprogramms für alle nachvollziehbar kennzeichnet) und in insgesamt vier weiteren Treffen während 2020 diskutiert und konsentiert. Die in dieser Form überarbeitete Leitlinie wurde von den Leitlinienkoordinierenden editiert und mit einem standardisierten Bogen zur Bewertung der „Vollständigkeit“, „Nachvollziehbarkeit“ und „Stimmigkeit“ der einzelnen Kapiteln in einer dreistufigen Likert-Skale (überhaupt nicht – mittel – sehr) an allen Leitliniengruppen-Mitglieder verschickt. In dieser Phase war es möglich, weitere Änderungsvorschläge seitens der Gruppenmitglieder einzureichen. Die eingereichten Kommentare und Änderungsvorschläge wurden von der Leitlinienkoordination eingearbeitet und für alle Gruppenmitglieder nachvollziehbar gekennzeichnet. Die so überarbeitete Version der Leitlinie wurde erneut allen Mitgliedern der Leitliniengruppe zur Konsensfindung vorgelegt. Neben der letzten Version des Leitliniendokuments wurde an die Mitglieder auch ein Abstimmungsformular der AWMF im Sommer 2020 verschickt. In diesem Abstimmungsformular war es möglich, die Zustimmung/Nicht-Zustimmung zu den einzelnen Kapiteln zu äußern sowie Alternativvorschläge zu formulieren. Nach Beratung mit der Geschäftsstelle der AWMF und vor dem Hintergrund der potenziellen Interessenkonflikte wurden die Repräsentanten der Industrie von der formalen Konsensabstimmung ausgeschlossen. Bei einer Enthaltung wurden von der Mitgliedern der Leitliniengruppe allen Kapiteln der Leitlinie ohne weitere Änderungsvorschläge zugestimmt. Damit lag die Konsensstärke bei 87,5% (100% ohne Enthaltung). Eine weitere Konsensrunde war somit nicht erforderlich. Die konsentierte Leitlinie wurde den Vorständen der DGAUM und DGMM im September vorgelegt. In deren jeweiligen Sitzungen im November und Dezember 2020 wurde die S2k-Leitlinie mit geringfügigen redaktionellen Hinweisen verabschiedet. Nach Anpassung an die formalen Vorgaben der AWMF wurde die Leitlinie und der Leitlinienreport im März 2021 über das Leitlinienportal der AWMF veröffentlicht (DGAUM 2021).

Inhalte der S2k-Leitlinie

Die Leserschaft, die die S1-Leitlinie bereits kannte, wird beim Anblick der neuen S2k-Leitlinie schnell erkennen, dass der aktuelle Leitlinienreport einige neue Kapitel enthält. Diese dienen der transparenten und nachvollziehbaren Darstellung der Zusammensetzung der Leitliniengruppe, dem Entwicklungs- und dem Konsensusfindungsprozess sowie den Umgang mit möglichen Interessenskonflikten.

Auch neu ist, dass im Text die Stärke der Empfehlung sprachlich wiedergegeben wird. Aufgrund der begrenzten wissenschaftlichen Literatur zum Thema und dem konsentierten Charakter der Leitlinie ist eine formale Graduierung der Stärke der Empfehlungen (z.B. nach GRADE [Andrews et al. 2013]) zwar nicht möglich, allerdings haben wurde in der S2k-Leitlinie die Stärke der Empfehlung wie folgt sprachlich gekennzeichnet; in der Empfehlungsstärke abnehmend wurden folgende Begriffe verwendet: „soll/sollen“, „sollte/sollten“, „kann/können“, „könnte/könnten“.

Die Inhalte der Leitlinie lassen sich durch die Beantwortung folgender fünf Fragestellungen zusammenfassen:

  • Welche Anforderungen sollen Ärztinnen und Ärzte erfüllen, die die gesundheitliche Eignung der Beschäftigten für den Offshore-Arbeitsplatz beurteilen?
  • Welche Gefährdungen und besondere Rahmenbedingungen der Offshore-Arbeitsplätze sollen für die Beurteilung der gesundheitlichen Eignung berücksichtigt werden?
  • Welche gesundheitlichen Anforderungen stellen die Arbeitsplätze in Offshore-Windenergieanlagen und anderen Offshore-Installationen an die Beschäftigten?
  • Welche Personen sind aus gesundheitlichen Gründen nicht geeignet, auf Offshore-Windenergieanlagen und anderen Offshore-Installationen zu arbeiten?
  • Wie ist die Eignung beziehungsweise die Nichteignung zu dokumentieren?
  • Die Leitlinie richtet sich an Arbeitsmedizinerinnen und -mediziner beziehungsweise Betriebsärztinnen und -ärzte, die Beschäftigte in Offshore-Windparks betreuen und ihre gesundheitliche Eignung beurteilen. Neben fachärztlicher Qualifikation (Arbeitsmedizin bzw. Betriebsmedizin) und entsprechender apparativer Ausstattung sind ausreichende Kenntnisse über den Arbeitsplatz, die Tätigkeiten der einzelnen Beschäftigten und über die Inhalte und Anforderungen der vorgeschriebenen Sicherheitstrainings zu fordern. Im allgemeinen Teil der Leitlinie (Kapitel 3) werden die Besonderheiten der Offshore-Lebens- und Arbeitsbedingungen mit deren spezifischen Gefährdungen beschrieben. Hier sind die Ergebnisse aktueller wissenschaftlichen Studien eingeflossen.

    Zentraler Inhalt der Leitlinie sind die Ausführungen zu den Fitness-Anforderungen und zu den Eignungs- beziehungsweise Nichteignungskriterien. Die S2k-Leitlinie hebt jetzt deutlich hervor, dass in der Beurteilung der Eignung nicht nur der Arbeitsplatz an sich, sondern auch die notwendigen beziehungsweise vorgeschriebenen Trainings berücksichtigt werden sollten (s. Infokasten).

    Eine grundlegende Überlegung, die sich durch die gesamte Leitlinie durchzieht und die Basis der speziellen krankheitsbezogenen Hinweisen darstellt, ist die Beurteilung der gesundheitlichen Eignung anhand einer Risikoabschätzung, in die zwei Faktoren eingehen: a) die individuelle Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines, die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit beeinträchtigenden Zustands und b) die Folgen des Auftretens einer Erkrankung (z. B. Rettung, Evakuierung, Arbeitsunfähigkeit). Die S2k-Leitlinie beinhaltet nun zur Veranschaulichung dieses Konzepts eine allgemeine Risikobewertungsmatrix. In die Bewertung sollen die konkreten Rahmenbedingungen (z. B. vorgesehene Häufigkeit und Dauer von Offshore-Einsätzen, Küstenentfernung des Offshore-Standorts, Verfügbarkeit und Umfang spezieller medizinischer Versorgung vor Ort), die Gesundheitsbelastungen, die durch die Offshore-Umgebung herbeigeführt werden sowie die individuellen Voraussetzungen der Beschäftigten eingehen (z. B. Prognose über die Wirksamkeit einer notwendigen medikamentösen Behandlung, mögliche Nebenwirkungen der Therapie, Risiko eines Rückfalls oder einer akuten Verschlimmerung einer vorbestehenden Erkrankung, die ärztliches Eingreifen erfordert). Auch das Alter soll in der Risikoabwägung berücksichtigt werden, stellt jedoch kein alleiniges Kriterium dar (eine Altersbeschränkung nach oben wird in der Leitlinie nicht definiert). Aus diesem Grund stellt eine ausführliche Anamnese bezüglich der Vorgeschichte eine wichtige Grundlage für die Eignungsbeurteilung dar. Zur Unterstützung der systematischen Erhebung der Vorgeschichte stellt die Leitlinie im Anhang einen Fragebogen zur Verfügung, der von den Beschäftigten ausgefüllt und unterschrieben werden sollte. Es ist zu empfehlen, dieses mit der Dokumentation der Untersuchung aufzubewahren.

    Neben grundlegenden Fitness-Kriterien (z. B. W150 2,1 Watt/kg Körpergewicht für Männern und W150 1,7 Watt/kg Körpergewicht für Frauen) werden im speziellen Teil (Kapitel 4) organ- bzw. krankheitsbezogene Eignungskriterien definiert. Im Allgemeinen wird für Personen mit chronischen Erkrankungen eine gute Kontrolle derselben sowie eine geringe Interferenz der gegebenenfalls notwendigen Medikation mit der Tätigkeit gefordert. So wird zum Beispiel für Beschäftigte mit Asthma oder COPD eine FEV1 und eine FVC von mindestens 70% gefordert oder für Personen mit KHK eine medikamentöse Behandlung mit Beschwerdefreiheit und nach einem Herzinfarkt eine Pausierung der Arbeit offshore für mindestens 4 Monate für die Eignung verlangt.

    Auch diese neue Version der Leitlinie beinhaltet Formulare in deutscher und englischer Sprache zur Bescheinigung der Eignung beziehungsweise der Nichteignung (im angelsächsichen Raum fitness/unfitness to work offshore), die überarbeitet wurden. Diese sollen als Ergebnis der Untersuchung den untersuchten Beschäftigten ausgehändigt werden und eine Kopie von den Untersuchenden in der Akte aufbewahrt werden.

    Ausblick

    Die vorangegangene Handlungsempfehlung der DGMM und S1-Leitlinie haben hohe Akzeptanz bei den Unternehmen der Offshore-Windenergie und auch den Beschäftigten gefunden und wurden daher breit angewendet (Preisser et al. 2016). Die S2k-Leitlinie beruht weiterhin auf den gesammelten und stetig wachsenden arbeitsmedizinischen Erfahrungen der Sachverständigen der Leitliniengruppe (s. unten) und den dazu gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie stellt nun die Entwicklung der handlungsorientierten Empfehlungen in einer besseren Transparenz dar.

    Es ist zu hoffen, dass bis zum Jahr 2026, wenn die S2k-Leitlinie ihre Gültigkeit verlieren wird, die wissenschaftlichen Erkenntnisse in diesem Themenbereich weiteren Zuwachs erfahren werden.

    Die S2k-Leitlinie wird von der Industrie im Sinne eines Standards für die Anerkennung der Eignungsbescheinigung wahrgenommen und wird weiterhin Grundlage der Fortbildung für Arbeitsmedizinerinnen und -mediziner sowie Betriebsärztinnen -ärzte sein, die jährlich in Emden stattfindet (VGB Powertech 2021).

    Interessenkonflikt: Das Autorenteam gibt an, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.

    Literatur

    Andrews JC, Schünemann HJ, Oxman AD, Pottie K, Meerpohl JJ, Coello PA et al.: GRADE guidelines: 15. Going from evidence to recommendation-determinants of a recommendation’s direction and strength. J Clin Epidemiol 2013; 66: 726–735.

    AWMF: AWMF-Regelwerk Leitlinien: Stufenklassifikation nach Systematik. 2021. https://www.awmf.org/leitlinien/awmf-regelwerk/ll-entwicklung/awmf-rege… (letzter Zugriff 15.09.2021).

    Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin: Arbeitsmedizinische Eignungsuntersuchung für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen auf Offshore- Windenergieanlagen und anderen Offshore-Installationen. 3. Auflage, Version 2.0: 01/2021. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/002-043.html (letzter Zugriff 15.09.2021).

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    Mette J, Velasco Garrido M, Preisser AM, Harth V, Mache S: Workplace health promotion for employees working in offshore wind parks in the German exclusive economic zone: a mixed-methods study. BMJ Open 2018; 8: e020493.

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    Renewable UK: H&S Guidelines: Medical Fitness to Work – Wind Turbines. ­Guidelines for near offshore and land based projects. London: 2013.

    Velasco Garrido M, Mette J, Mache S, Harth V, Preisser AM: Belastungen und Gefährdungen der Beschäftigten in der Offshore-Windindustrie. Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 2017; 52: 138–141.

    Velasco Garrido M, Mette J, Mache S, Harth V, Preisser AM: A cross-sectional survey of physical strains among offshore wind farm workers in the German exclusive economic zone. BMJ Open 2018; 8: e020157.

    Velasco Garrido M, Mette J, Mache S, Harth V, Preisser AM: Sleep quality of offshore wind farm workers in the German exclusive economic zone: a cross-sectional study. BMJ Open 2018; 8: e024006.

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    Velasco Garrido M, Preisser AM: Mit dem Wind der Zeit – Arbeitsgruppe Offshore der DGMM. In: Harth V (Hrsg.): 30 Jahre Deutsche Gesellschaft für Maritime ­Medizin. Hamburg: 2021, S. 44–50.

    VGB PowerTech e.V. (2021): Offshore Eignungsuntersuchung. https://www.vgb.org/offshore_eignungsuntersuchung.html#prettyPhoto[pp_g… (letzter Zugriff 15.09.2021).

    Leitlinienkoordination: A.M. Preisser, M. Velasco Garrido.

    Leitliniengruppe: U. Decker (†2021), E.-S. Neuhöfer, K.-H. Puch, C. Rist, M. Rösler, S. Schnegelsberg, G. Schwabe.

    Im Laufe der Zeit sind folgende Autorinnen und Autoren beteiligt gewesen (in alphabethischer Reihenfolge genannt): S. Bonnemann (2012), U. Decker (2010–2021), R. Dujardin (2012), K.-P. Faesecke (2010–2012), J. Kolb (seit 2014), A.-J. Kremer (2010–2014), E.-S. Neuhöfer (seit 2012), A. M. Preisser (seit 2010), K.-H. Puch (seit 2012), C. Rist (seit 2015), R. Rodegro (2014), M. Rösler (seit 2019), U. Rogall (2010–2016), S. Schnegelsberg (seit 2014), G. Schwabe (seit 2019), M. Velasco Garrido (seit 2019).

    Kontakt

    Marcial Velasco Garrido
    Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Seewartenstraße 10
    20459 Hamburg
    m.velasco-garrido@uke.de

    Kernaussagen

  • Die im Januar 2021 veröffentlichte S2k-Leitlinie definiert Fitness-Anforderungen und Eignungs- bzw. Nichteignungskriterien für die Arbeit auf Offshore-Arbeitsplätze.
  • Die Beurteilung der Eignung für diese speziellen Arbeitsplätze ­erfordert Kenntnisse der Offshore-Arbeitsplätze und der verschiedenen Tätigkeiten und fußt auf die Beantwortung folgender Fragen:
  • Ist die Person in der Lage, an allen erforderlichen Trainings teilzunehmen?
  • Kann die Person ihre normalen Tätigkeiten ungehindert ausüben, ohne die Sicherheit für sich und andere zu gefährden?
  • Ist die Person in der Lage, die Einrichtung im Notfall mit dem Rettungsmittel, zum Beispiel mit Helikopter oder Schiff, zu verlassen?
  • Ist auszuschließen, dass die Nebenwirkungen der Medikamente ­deren Tätigkeiten offshore nachteilig beeinflussen?
  • Info

    Eignung für Tätigkeiten an Offshore-­Arbeitsplätze

  • Ist die Person in der Lage an allen erforderlichen Trainings teil­zunehmen?
  • Kann die Person ihre normalen Tätigkeiten ungehindert ausüben, ohne die Sicherheit für sich und andere zu gefährden?
  • Ist die Person in der Lage, die Einrichtung im Notfall mit dem ­Rettungsmittel, beispielsweise mit Helikopter oder Schiff, zu verlassen?
  • Ist auszuschließen, dass die Nebenwirkungen der Medikamente ­deren Tätigkeiten offshore nachteilig beeinflussen?
  • Das PDF dient ausschließlich dem persönlichen Gebrauch! - Weitergehende Rechte bitte anfragen unter: nutzungsrechte@asu-arbeitsmedizin.com.

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